Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu: Zehn Jahre nach dem Völkermord in Ruanda
Zusehen und wegsehen
Cottbus (ots)
Können Sie sich vorstellen, dass innerhalb von drei Monaten die Einwohner einer Stadt von der Größe Kölns abgeschlachtet werden? Nicht etwa erschossen, sondern der Schädel gespalten, der Kopf abgeschlagen, Arme und Beine vom Körper getrennt . . . Von Nachbarn, Bekannten, "Freunden". Unvorstellbar ist das - hier zu Lande. Anderswo nicht ausgeschlossen. Obige Grausamkeiten ereigneten sich vor zehn Jahren in Ruanda. Knapp eine Million Menschen waren danach tot. Afrikanische Nachbarn sahen zu, unterstützten sogar die Täter. Die Vereinten Nationen, die Vereinigten Staaten, Europa schauten dem blutigen Treiben nicht etwa zu, sie sahen weg. Sie versteckten sich hinter Resolutionen, die UN zogen gar den größten Teil ihrer Soldaten ab. Würden sie heute, zehn Jahre danach und mit zehn Jahren mehr Erfahrung in Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, ein ähnliches Morden verhindern? UN-Generalsekretär Kofi Annan beklagte dieser Tage, dass damals der politische Wille fehlte: "Wir können uns keineswegs sicher sein, dass dies heute anders wäre." Jüngste Bürgerkriege in Sierra Leone oder Liberia geben Annan nur allzu recht. Die Zahlen der Opfer erreichen nicht die von Ruanda, die Grausamkeiten dagegen sind teils noch größer. Die UN aber ist heute wie 1994 in der Rolle des ohnmächtigen Zuschauers.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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