Lausitzer Rundschau: Das Newsweek-Debakel
Amokläufe
Cottbus (ots)
Tatsächlich aber hat der Bericht um den angeblich respektlosen Umgang mit religiösen Texten durchaus Ähnlichkeit mit den Detailschilderungen der Heimlichkeiten eines US-Präsidenten. So wie das sittsame Amerika sich mit bigottem Entsetzen über Samenflecken erregte, so peitschen Prediger in Pakistan und Afghanistan die Menschen mit Berichten aus den Toiletten der Ungläubigen auf. Beides entlastet, beides lenkt ab vom Wesentlichen. Es sind dies die Geschichten, auf die die Rechtgläubigen dieser Welt nur warten, um endlich wieder aufschreien zu können. Tatsächlich werden in Guantanamo seit Jahren die Menschenrechte missachtet und es ist in diesem Zusammenhang fast schon nebensächlich, ob dabei auch noch die religiösen Gefühle der Gefangenen verletzt werden. Tatsächlich sind allerdings diese Menschenrechte auch den islamistischen Fundamentalisten völlig gleichgültig, die jetzt zum Protest aufrufen. Der Skandal um Newsweek sagt also wenig aus über die Risiken und Folgen eines Journalismus, der mit Enthüllungen Schlagzeilen macht. Er lehrt uns vielmehr etwas darüber, wohin wilder Eifer bei der Bekämpfung des Terrorismus führt. Die tödlichen Amokläufe aufgehetzter Menschenmassen in Afghanistan haben andere Ursachen als eine Zehn-Zeilen-Notiz in einer Zeitschrift.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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