Lausitzer Rundschau: Lausitzer Rundschau zur SPD ohne Schröder: Schwieriger Neuanfang
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zur SPD ohne Schröder:
Als Gerhard Schröder am 23. Mai Neuwahlen ankündigte, war dies nicht weniger als ein Rücktritt auf Raten. Denn der Niedersachse selbst dürfte damals nicht zu träumen gewagt haben, dass er noch einmal so nah an die Fortsetzung seiner Kanzlerschaft herankommen würde. Aber knapp vorbei ist auch daneben und die SPD muss sich jetzt auf eine Zeit ohne den Mann einstellen, der sie zu zwei Wahlsiegen, aber, mit den Arbeitsmarktreformen der zweiten Legislaturperiode, auch in eine tiefe Sinnkrise geführt hat. Sicher: Schröder hält sich noch bedeckt, will offenbar auch in den Koalitionsverhandlungen weiter mitmischen. Aber die Tage seiner Kanzlerschaft sind gezählt und mit seinem gestern bekannt gewordenen Entschluss, nicht in ein Kabinett Merkel einzutreten, tut er sich selbst ebenso einen Gefallen wie seiner Partei, die vor einem notwendigen Neuanfang steht. Den muss sie anders, als bis zum Wahlabend erwartet nicht in der Opposition sondern in der Regierung bewältigen. Wohin die Reise in der SPD der Nach-Schröder-Ära inhaltlich geht, hat sich im Wahlkampf schon angedeutet: Unter dem Druck der Linkspartei haben die Genossen das Soziale wiederentdeckt und werden nun versuchen, sich als soziales Gewissen der Koalition zu profilieren. Die geplante Verteilung der Ressorts scheint dafür günstig, ebenso der Rückzug von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, dessen Name mit den Hartz-IV-Gesetzen untrennbar verbunden ist. Aber die SPD ohne Schröder hat ein gewaltiges Problem: Sieben Jahre Regierung im Bund haben ihre Personaldecke ausgedünnt. Von den gestern als Minister gehandelten Sozialdemokraten hat gerade einmal der frühere NRW- Ministerpräsident Peer Steinbrück eine Perspektive für die Bundestagswahl 2009 und ausgerechnet der könnte im schwierigen Amt des Finanzministers, so er es übernimmt, verschlissen werden. Der meiste Raum für Profilierung böte sich einem SPD-Hoffnungsträger zweifellos als Außenminister, doch dafür waren gestern lediglich die alten Recken Peter Struck und Otto Schily im Gespräch nachdem der Brandenburger Matthias Platzeck tags zuvor abgesagt hatte. Der Generationswechsel ist damit verschoben. Vorläufig.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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