Lausitzer Rundschau: Zu Paralympic/Lob: Wirklich zählt nur der Alltag
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Paralympic/Lob:
Am Ende waren wieder alle stolz und zufrieden. Das deutsche Paralympic-Team hatte sich in Turin eindrucksvoll in der Weltspitze behauptet. Die erstmals täglich übertragenden Fernsehsender ARD und ZDF verbuchten Top-Einschaltquoten und die Politik konnte sich mit bewundernswerten Leistungen der Behindertensportler sowie der tollen Stimmung in den Sportstätten schmücken. Ende gut, alles gut? Eher nicht. Denn der Blick zurück zeigt, dass der deutsche Behindertensport vor genau den- selben Problemen steht, wie die olympischen Sportarten selbst. Dem deutschen Spitzensport fehlt der systematische Unterbau, jeder Verband wurstelt mehr oder weniger für sich. Erfahrungsaustausch findet Sportarten-übergreifend nicht statt, Förderung wird aus Kostengründen minimiert. Andere Länder gehen da ganz andere Wege, insbesondere China, Russland und die Ukraine professionalisieren den Behindertensport. Das olympische Motto, wonach nur die Teilnahme zählt, gilt hier längst nichts mehr. In den USA und Kanada zum Beispiel gibt es an den Colleges, also dort, wo der Übergang vom Jugend- zum Leistungssport erfolgt, kaum eine Trennung zwischen behinderten und nichtbehinderten Athleten. Integration ist dort gelebter Alltag. Diesen Alltag meistern auch Lausitzer Paralympic-Stars wie Yvonne Sehmisch aus Herzberg, Maren Boßmeyer aus Cottbus oder Gerd Franzka aus Schönwalde auf bewundernswerte Art und Weise. Diese Spitzensportler erfahren in ihren Heimatvereinen und in der Region hohe Wertschätzung und Unterstützung, viele andere Behinderte sind im Alltag und auch bei ihrem Bemühen, Sport treiben zu können, zu oft auf sich allein gestellt. Erst wenn sich das ändert, hat Deutschland die richtigen Schlussfolgerungen aus den goldenen Tagen von Turin gezogen.
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