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Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zur Regierungsbildung in Israel: 58 Jahre und ein Tag

Cottbus (ots)

Exakt 58 Jahre und einen Tag nach Staatsgründung
erhält Israel heute eine neue Regierung, deren oberstes Ziel es ist, 
die Grenzen des jüdischen Staates festzulegen. Ministerpräsident Ehud
Olmert hatte den Mut, dieses Ziel zu stecken und weit reichende 
Rückzugspläne anzukündigen. Doch ob er auch das dazu notwendige 
Durchsetzungsvermögen besitzt, muss angezweifelt werden.
 Nach der Euphorie folgte die Ernüchterung: Die Freude über die 
verheerende Wahlniederlage des korrupten Likud ist in den Wochen der 
Regierungsbildung der Enttäuschung über den Ministerpräsidenten und 
die Zusammensetzung der Ministerrunde gewichen. Es wurde, in 
schlechter politischer Tradition, bei den Koalitionsverhandlungen 
allzu sehr über Posten und Milliarden gemäß Parteienwünschen 
diskutiert und kaum über Inhalte. Zugegeben: In Israel sollte man 
Wahlversprechen, Koalitionsabkommen und Regierungsrichtlinien nicht 
für bare Münze nehmen. Mikrofone und Papier sind geduldig. Doch nun 
geht es an die konkrete Arbeit. Was eine Regierung im ersten Amtsjahr
nicht umsetzt oder zumindest in Angriff nimmt, schafft sie in einer 
ganzen vierjährigen Amtsperiode nicht, lautet die israelische 
Faustformel.
Demnach stehen dem Nahen Osten bewegte Zeiten bevor. Noch dieses Jahr
müssten politische Verhandlungen mit Palästinenserpräsident Mahmud 
Abbas (nicht aber mit der radikalislamistischen Hamas) aufgenommen 
werden - was derzeit unwahrscheinlich scheint. Oder aber die 
israelische Regierung müsste klarstellen, aus welchen besetzten 
Gebieten sie sich zurückziehen wird und welche Siedlungen sie räumen 
beziehungsweise in Siedlungsblöcke überführen will. Zuvor muss sie 
zudem alle illegalen Siedlungsaußenposten räumen, will sie die 
notwendige internationale Glaubwürdigkeit behalten.
 Mit anderen Worten: Schwerste interne Konfrontationen mit Siedlern 
und Nationalisten stünden an, zuerst politische und danach wohl auch 
gewaltsame. Ganz zu schweigen von der Zerreißprobe in der Regierung 
und Olmerts eigener Kadima-Partei. Es steht zu befürchten, dass Ehud 
Olmert diesen Auseinandersetzungen so lange wie möglich ausweichen 
wird. Dass er sie gewinnen wird, daran glaubt kaum jemand. Dazu ist 
er zu sehr Politiker und zu wenig Staatsmann, dazu fehlt ihm zwar 
nicht der Mut, wohl aber vermutlich die Statur. Ehud Olmert ist kein 
Ariel Sharon.

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