Lausitzer Rundschau: 50. Jahrestag des Volksaufstandes in Ungarn Die gute Sache der Freiheit
Cottbus (ots)
Es ist viel Zeit vergangen, ein halbes Jahrhundert, seit den Spätherbsttagen des Jahres 1956. Was kann uns da die Geschichte jenes hoffnungslosen, jenes vergeblichen Kampfes des kleinen Ungarns gegen die mächtige Sowjetunion noch helfen beim Blick in die Zukunft? Tatsächlich aber ist die Geschichte des gescheiterten Aufstandes für die Freiheit voller Lehren, die es zu beachten lohnt. Ungarn war sich vor fünfzig Jahren weitgehend einig in der Ablehnung der kommunistischen Diktatur. Dabei spielte auch die schamvolle Erinnerung an die Komplizenschaft des Landes mit Hitler eine Rolle. Aber der Aufstand war vor allem eine einsame Revolte für die Freiheit. Mit ihrer brutalen Niederschlagung verbunden war der Offenbarungseid der kommunistischen Weltbewegung. Spätestens 1956 war jedem klar, dass das Sowjetimperium den Machterhalt über die Moral stellt. So war es dann auch kein Zufall, sondern die Logik der Geschichte, dass wiederum Ungarn 33 Jahre später mit seiner Grenzöffnung dem sowjetischen Koloss den faktischen Todesstoß versetzte. Damals war die Öffnung nach dem Westen eng verbunden mit der Erinnerung an den fehlgeschlagenen Aufstand. Als die von den Sowjets und ihren Komplizen ermordeten Helden der Nation aus ihren anonymen Gräbern geholt und unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit bestattet wurden, kehrte die Weltgeschichte zurück nach Budapest. 1989 war der späte, der bittere und doch wieder großartige Lohn für das Opfer von 1956. Die wirkliche, die auch heute noch aktuelle Geschichte des ungarischen Aufstandes liegt darin, dass eine gute Sache auf Dauer nicht scheitern wird. Die gute Sache der Ungarn war die Freiheit und sie haben sie nicht nur für sich selbst erkämpft. Die gute Sache hat viele Namen und viele Facetten und manchmal nur wenig Freunde. Sie erleidet ihre Niederlagen und sie geht Umwege. Aber dadurch wird sie nicht weniger aktuell, sie wird nur immer zwingender. Wer dies nicht beachtet, der scheitert selbst beim Einsatz aller nur denkbaren Machtmittel. Hätte er die bitteren Tränen der Magyaren des Jahres 1956 wirklich wahrgenommen, so hätte Erich Honecker wissen können, dass sie ihn und sein Regime eines Tages hinwegschwemmen werden. Darin auch liegt die Botschaft dieses Jahrestages. Es soll sich keiner sicher darin fühlen, dass er mit Panzern und blutiger Gewalt die Menschen zwingen kann. Dies mag über Jahre, Jahrzehnte gehen, aber am Ende solch eines Weges steht der Untergang. Dass den wiederum auch heute so mancher noch nicht begreift, steht auf einem anderen Blatt. Denn zur Freiheit gehört ja auch das Recht auf Dummheit.
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