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Lausitzer Rundschau: Frankreichs Sozialisten schicken Frau ins Präsidentenrennen: Die Herausforderung

Cottbus (ots)

Es war der Mut der Verzweiflung, die Frankreichs
Sozialisten Ségolène Royal zu ihrer Kandidatin küren ließ. Denn nur 
sie hat die Chance, den Genossen den Elysée-Palast zurückzuerobern. 
Die Altherrenriege der Parteiführung, die jetzt sang- und klanglos 
unterging, hatte es beim letzten Versuch noch nicht einmal in die 
Stichwahl geschafft.
Mit dem Sieg der Dame bei der Kandidatenkür beginnt in unserem 
Nachbarland eine neue politische Ära. Denn auch ihr wohl schärfster 
Gegner, der jetzige Innenminister Nicolas Sarkozy, ist ein 
Außenseiter. Auch er hat seinen Aufstieg vor allem dem eigenen 
Charisma zu verdanken. Royal wie Sarkozy sind die Antwort auf die 
Lähmungserscheinungen, mit denen sich Frankreich herumschlägt. 
Dringend notwendige Veränderungen wurden immer wieder auf die lange 
Bank geschoben, weil ein fein gewobenes, parteiübergreifendes 
Machtkartell das Risiko scheut, mit dem Volk in einen schwierigen und
doch notwendigen Dialog zu treten. Das aber können die beiden ganz 
ungewöhnlich gut. Und Frankreich liebt dergleichen. Wer das Land in 
Zukunft führen will, soll seinen eigenen Charakter haben, so wie die 
großen Vorgänger, wie de Gaulle und Mitterrand. An ihnen wird Royal 
gemessen werden. Sie scheint dies sehr genau zu spüren. Ihren 
sozialistischen Parteifreunden hat sie unmissverständlich klar 
gemacht, dass sie sich an liebgewordene Gewohnheiten nicht zu halten 
pflegt. Sie redet ohne Scheu über die Tabus der französischen Linken.
Sie riskiert den Konflikt mit dem eigenen Lager, das ihr zu folgen 
hat. Sie will den ganzen Sieg, der sie nicht auf die Rituale der 
zutiefst uneinigen Linken verpflichtet. So hat einst auch Mitterrand 
die Macht erobert. Dafür muss sie allerdings zunächst im ersten 
Wahlgang besser abschneiden als der Chauvinist Le Pen. Und darin 
besteht ihre nächste Herausforderung. Le Pen ist der Kandidat der 
Angst. Die französische Seele, die es sich gerne im Gewohnten 
behaglich einrichtet, muss ihre eigene Angst vor dem Neuen besiegen. 
Dafür käme diese schöne, kluge Frau gerade recht. Wenn jenseits des 
Rheins die Neigung wächst, etwas zu riskieren, so wird sie ganz 
zwangsläufig gewinnen. Sie verkörpert die Zuversicht - und das würde 
dann auch Europa sehr nachdrücklich zu spüren bekommen. Denn sollte 
sie es werden, so wird diese Frau mit ihrer Ausstrahlung und ihrer 
Geschichte ganz zwangsläufig auch unser aller Präsidentin.

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Lausitzer Rundschau

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Fax: 0355/481247
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