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Lausitzer Rundschau: Zum G8-Gipfel

Cottbus (ots)

Es gibt bei diesem Gipfel an der Ostsee eines, was
sie einen könnte, die drinnen hinterm Zaun, die draußen davor und die
in sicherer Distanz, die glauben, ohne ihre Anmerkungen gehe es auch 
nicht. Es ist der Hang zur Superlative.
Der Gipfel der Gipfelstürmerei ist ohne Zweifel die absurde 
Forderung, die für den Antiterroreinsatz trainierte GSG 9 auf die 
Straße und in den Kampf gegen den schwarzen Block zu schicken. Da 
mischen sich Supermann-Fantasien mit einer völligen Unterschätzung 
der Fähigkeiten weniger spezialisierten Polizeieinheiten. Der 
wirkliche Ernstfall wäre es, wenn die Eliteeinheiten tatsächlich 
gebraucht würden, aber unabkömmlich wären, weil sie gerade mit der 
Beweissicherung von Landfriedensbruch beschäftigt sind. Aber 
offensichtlich ist in diesen Tagen auf allen Hinterbänken und 
Stammtischen der Hang groß, allumfassend aufzurüsten. Wer so auf den 
schwarzen Block der Politkriminellen reagiert, hat denen den 
allerbesten Dienst erwiesen. Denn tatsächlichen Grund für 
Notstandsmaßnahmen gibt es keinen. Was in Rostock passierte an 
schlimmen Gewaltexzessen, musste man andernorts auch schon ertragen. 
Dass in Rostock am Ende die Situation nicht völlig außer Kontrolle 
geriet, hat ja mit den vielfältigen anderweitigen Erfahrungen der 
Polizei und ihrer bewundernswerten Lernfähigkeit zu tun. Neu ist die 
grenzenlose Aufgeregtheit, die sich weniger aus der Wirklichkeit als 
vielmehr aus dem Drang zu Spitzenleistungen im verbalen Kraftakt 
erklären lässt. Es bleibt immerhin noch die Hoffnung, dass das in 
Heiligendamm versammelte Spitzenpersonal sich nicht anstecken lässt 
von der bei deutschen Provinzpolitikern offenbar weit verbreiteten 
Sucht nach der finalen Rettungsforderung. Man stelle sich mal vor, 
Angela Merkel würde angesichts der Risiken der Treibhausgase ihre 
Kollegen mit ähnlich disqualifizierenden Vorschlägen konfrontieren, 
die einige Innenpolitiker ihrer Partei entwickeln.
Dabei hat dieser Drang zur Superlative so manches von dem verdeckt, 
was tatsächlich an Neuem und Bemerkenswertem zu vermelden ist. Dazu 
gehören die vielfältigen, mutigen Versuche von Demonstranten, 
Gewalttäter zu stoppen. Dazu gehört die klare Distanzierung der 
Veranstalter von den Steinewerfern. Das war tatsächlich eine 
Spitzenleistung und davon kann es zu viel gar nicht geben.

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