Mitteldeutsche Zeitung: zu Missbrauch/Westerwald
Halle (ots)
Doch der eigentliche Skandal wird nicht vor Gericht verhandelt. Die Untaten ereigneten sich in einem 750-Seelen-Dorf im Westerwald. Die Anonymität der Großstadt gibt es dort nicht. Jeder kennt jeden. Freud und Leid werden entweder geteilt oder zumindest kommentiert. Es ist schwer vorstellbar, dass in so einem Umfeld niemand gewusst haben soll, was sich hinter den Mauern der Familie abspielte. Die Freier von Tochter und Stieftochter sollen in Nachbarorten gelebt haben. Trotzdem hat der Ort geschwiegen. Wollten die Menschen die Wahrheit nicht wahrhaben oder scheuten sie die Auseinandersetzung? Zivilcourage muss sich nicht nur gegen die Obrigkeit, sondern auch im Umgang mit Freunden und Nachbarn erweisen. Daran drohen wir alle viel zu oft zu scheitern.
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