DDR-Geschichte/Volksaufstand
Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk über das Gedenken an den 17. Juni 1953: "Sehnsucht nach Freiheit" verbindet 1953 und 1989
Halle/MZ (ots)
Der Berliner Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk bezeichnet "die Sehnsucht nach Freiheit" als direkte Verbindung zwischen dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und der Friedlichen Revolution von 1989. "Das ist das wichtigste Verbindungsglied aller oppositionellen Bewegungen in Osteuropa und in der DDR", sagte Kowalczuk im Gespräch mit der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Wochenendausgabe). "Die Revolution von 1989 vollendete unbeabsichtigt die gescheiterte Revolution von 1953. Denn selbstverständlich wollten die Demonstranten von 1953 die deutsche Einheit."
Die Abschaffung des 17. Juni als nationaler Feiertag hält der Berliner Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk für einen Fehler. "Der 17. Juni ist ein Tag, der für einen gesellschaftlichen Aufbruch für Freiheit steht. Der 3. Oktober, den wir seit 1990 als Feiertag haben, ist ein Tag, der dafür steht, dass große Männer in technokratischer Manier etwas beenden, was eine gesellschaftliche Bewegung angestoßen hatte", sagte Kowalczuk. "Insofern wünsche ich mir, dass der 17. Juni - der übrigens seit 1963 offizieller Gedenktag der Bundesrepublik Deutschland ist - auch zukünftig wieder viel stärker genutzt wird, um an Opposition, Widerstand und die Opfer der kommunistischen Herrschaft zu erinnern. Das funktioniert nur, wenn man das verstetigt. Und dazu gehört eben auch, dass man Lehrstühle für die Geschichte des Kommunismus und der DDR an deutschen Universitäten schafft." Die gebe es bis heute nicht.
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