Alle Storys
Folgen
Keine Story von Stuttgarter Zeitung mehr verpassen.

Stuttgarter Zeitung

Stuttgarter Zeitung: Früherer Generalinspekteur Harald Kujat: "Die NATO ist träge und phlegmatisch geworden"

Stuttgart (ots)

Der frühere Generalinspekteur Harald Kujat
fordert die Bundesregierung auf, in der NATO politisch mehr Einfluss 
zu nehmen und sicherheitspolitisch stärker mitzugestalten. "Die 
Allianz macht einen etwas phlegmatischen Eindruck", sagte er im 
Interview der "Stuttgarter Zeitung" (Samstagausgabe). "Dies zu 
verändern, kann Deutschland einen wesentlichen Beitrag leisten." Die 
Bundesrepublik fülle ihre Rolle als europäische Großmacht im 
transatlantischen Bündnis derzeit nicht aus, kritisierte General a.D.
Kujat, der von 2002 bis 2005 Vorsitzender des einflussreichen 
NATO-Militärausschusses war. Zudem müsse Deutschland künftig einen 
maximalen militärischen Beitrag zu den Aufgaben der Allianz zu 
leisten. Das betreffe nicht nur die Auslandseinsätze, sondern auch 
die Modernisierung der Streitkräfte.
Das Gipfeltreffen Anfang April müsse ein Meilenstein werden, sagte
Kujat, denn die NATO sei träge geworden. "Sie ist nicht mehr so 
innovativ. Sie hat nicht mehr die große Gestaltungskraft, die sie 
früher hatte." Die Mitgliedsstaaten seien nicht bereit, ihr das zu 
geben, was sie brauche, um eine konstruktive Sicherheitspolitik 
praktisch durchzusetzen. Afghanistan sei das klassische Beispiel 
dafür.
Der Politik warf er darüberhinaus vor, die Bundeswehr nicht 
angemessen auszurüsten, um in der NATO mitzuhalten. "Wir müssten alle
bestrebt sein, den Soldaten das beste Material in die Hand zu geben, 
das auf dem Markt verfügbar ist", sagte er. Je besser sie ausgerüstet
seien, desto höher sei auch der Sicherheitsstandard. "Da wird nicht 
das technologisch Machbare in ausreichendem Maße getan", kritisierte 
Kujat. Vordergründig sei dies ein finanzieller Aspekt, in Wahrheit 
sei es aber ein Mangel der Politik an Verständnis für 
strategisch-operative Zusammenhänge. "Das kann ja auch nur so sein, 
andernfalls müsste man der Politik den Vorwurf machen, nicht genug 
für die Soldaten zu tun", sagte er der "Stuttgarter Zeitung".

Pressekontakt:

Stuttgarter Zeitung
Redaktion
Telefon: 0711-7205-1171

Original-Content von: Stuttgarter Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Stuttgarter Zeitung
Weitere Storys: Stuttgarter Zeitung