Stuttgarter Zeitung: Zweifelhaftes Wachstum
Kommentar zur Deutschen Bahn
Stuttgart (ots)
Bahnchef Rüdiger Grube will den Umsatz des größten deutschen Staatskonzerns bis 2020 glatt verdoppeln. Wem soll das nützen? Schon heute ist die DB mit 300.000 Mitarbeitern das umsatzstärkste Schienenunternehmen Europas, größter Landspediteur, dazu größter Bus- und Schienennetzbetreiber und zudem Nummer zwei in der Luftfracht und Nummer drei im Seetransport weltweit. Trotzdem kauft Grube weiter zu und treibt damit auch die jetzt schon gewaltigen Schulden des Konzerns weiter nach oben.
Der Bund als Eigentümer weist den Bahnvorstand nicht in die Grenzen. Im Gegenteil: Verkehrsminister Ramsauer winkt selbst für den Konzern enorm teure und unrentable Bauprojekte wie Stuttgart 21 durch und lässt Grube weiter wursteln. Dabei genügt ein Blick auf Grubes früheren Arbeitgeber Daimler, um ahnen zu können, wie seine fragwürdige Vision vom "weltweit größten Mobilitätskonzern" enden könnte. Auch der Autokonzern wollte einst auf dem Land, dem Wasser und in der Luft der größte Anbieter von Fahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen werden. Der Größenwahn kostete Hunderte Milliarden Euro - und am Ende blieb wieder ein Autobauer übrig, der sich heute erfolgreich auf sein profitables Kerngeschäft konzentriert.
Das stünde der Deutschen Bahn und Grube auch gut zu Gesicht. Denn im teils überaus maroden deutschen Schienenverkehr gibt es mehr als genug zu tun, wenn die Bahn für mehr Menschen attraktiv werden soll.
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