Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Ungarn/Antisemitismus
Stuttgart (ots)
Ungarn hat ein Problem - ein Problem mit dem Antisemitismus im Land. Das sieht der Jüdische Weltkongress so und hält als deutliche Mahnung seine Tagung in Budapest ab. Einer aber versucht das Problem kleinzureden: Viktor Orbán. Natürlich verurteilt auch er jegliche Art von Antisemitismus, doch außer vielen Phrasen hat der Premier nichts zu bieten. Im Gegenteil: er relativiert das Problem im eigenen Land und versucht die Schuld dem Rest Europas in die Schuhe zu schieben. Kein Wort Orbáns zu den antisemitischen Demonstrationen in Budapest, die den Jüdischen Weltkongress begleiten und auch das Treiben der rechtsradikalen Jobbik bleibt unerwähnt. Zur Erinnerung, die Partei ist keine Splittergruppe, sondern zur drittenstärksten Kraft im ungarischen Parlament aufgestiegen.
Jobbik hat den Antisemitismus in Ungarn wieder salonfähig gemacht und Victor Orbán lässt das zu. Getrieben wird er von der Furcht, zu viele Wählerstimmen an die Rechtsausleger zu verlieren. Der Premier muss die Mahnungen seiner Gäste ernst nehmen und sich mit aller Macht gegen den aufkeimenden Judenhass stemmen, denn im Kampf gegen den Antisemitismus kann es keine Kompromisse geben.
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