Stuttgarter Zeitung: Glänzendes Gestern
Leitartikel zu SPD/Jubiläum
Stuttgart (ots)
Von alter Stärke, die sie einst zur gleichzeitig gesellschaftlich bestimmenden Kraft sowie zur mitglieder- und stimmenstärksten Partei in Deutschland gemacht hat, ist die SPD weit, weit entfernt. Die SPD schwächelt dabei nicht trotz, sondern gerade wegen ihres großen geschichtlichen Erfolges: ihr ursprüngliches Versprechen, in einer demokratisch und rechtsstaatlich verfassten Gesellschaft dem Einzelnen unabhängig von Geschlecht und Elternhaus den Weg zu sozialem Aufstieg zu öffnen, hat sich - im Großen und Ganzen - erfüllt. Wenn Parteichef Sigmar Gabriel betont, die SPD habe sich stets weniger als Partei der "kleinen Leute" denn als Partei der "fleißigen Leute" verstanden, dann umschreibt er genau diesen Aufstiegswillen. Die Mehrzahl dieser "fleißigen Leute" findet jedoch heute ihre politische Heimat in anderen Parteien; und viele der "kleinen Leute" empfinden spätestens seit der Agenda 2010 die SPD nicht mehr als ihre Schutzmacht.
Die Grundsätze der Partei - Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit, Solidarität - sind deshalb nicht überholt. Vielleicht sind sie sogar aktueller denn je, wenn die SPD sie neu und mutig interpretiert: gegen die Feinde der Freiheit, die im Gewande religiöser Fanatiker oder global agierender Konzerne daherkommen. Für eine Demokratie, die nationale Grenzen sprengt und - mindestens - europäisch wirkt. Für eine Solidarität, die im eigenen Lande neu belebt wird, aber ebenfalls an den Grenzen nicht haltmacht. Nicht ausgeschlossen, dass die SPD dann nach einer großen Vergangenheit auch ein gute Zukunft hat.
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