Stuttgarter Zeitung: McKinsey-Studie: Baden-Württemberg droht ins Mittelmaß zu sinken
Reaktion von Ministerpräsident Kretschmann: "Wir liegen mit Bayern auf Augenhöhe"
Stuttgart (ots)
Baden-Württemberg braucht ein doppelt so hohes Wachstum wie im zurückliegenden Jahrzehnt, um seine wirtschaftliche Spitzenstellung zu verteidigen. Dies geht aus einem noch nicht veröffentlichten Gutachten der Unternehmensberatung McKinsey hervor, über das die Stuttgarter Zeitung berichtet (Samstagausgabe). Danach ist das Bundesland in den Jahren seit 2000 im europäischen Vergleich zunehmend zurückgefallen, weil der Nachbar Bayern sowie die Staaten Österreich, Finnland und Schweden seitdem kräftiger gewachsen sind.
Baden-Württemberg konnte seit Beginn des neuen Jahrtausends nur ein jährliches Wachstum von 1,2 Prozent verbuchen, Schweden kam hingegen auf 2,2 Prozent. Um sich in der Spitzengruppe zu halten, braucht das Land nach Einschätzung von McKinsey ein jährliches Wachstum von zwei bis drei Prozent. Die Chancen hierfür werden als gut bewertet. McKinsey empfiehlt unter anderem zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur, verstärkte Anstrengungen in der Bildung, eine Konzentration auf Kernbranchen wie Fahrzeugbau, Maschinenbau, Informationstechnik und Gesundheit (Biotechnologie, Medizintechnik und Pharma) sowie die Arbeit an einem modernen, weltoffenen Image, das Studenten, Fachkräfte und Investoren anzieht.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann relativierte im Interview mit der Stuttgarter Zeitung die Erfolge des Nachbarbundeslandes: "In der Summe liegen wir mit Bayern auf Augenhöhe", sagte er. Der Regierungschef verwies auf die unterschiedliche Struktur der beiden wirtschaftsstarken Standorte: "Unser Vorteil gegenüber Bayern ist, dass es bei uns keine strukturschwachen Regionen gibt." Im Südwesten gebe es viele Zentren, wohingegen in Bayern alles auf den Münchner Raum konzentriert sei.
Der Ministerpräsident sieht insbesondere bei den Strukturinvestitionen finanzielle Engpässe. Baden-Württemberg müsse sparen, so sagte er, um die Schuldenbremse 2020 einhalten zu können. Angesichts eines enormen Investitionsbedarfs zum Beispiel im Schienenverkehr sei es an der Zeit, die Bund-Länder-Finanzbeziehungen neu zu ordnen. Kretschmann: "Ich glaube nicht, dass es so weitergehen kann wie bisher." Insgesamt brauche Baden-Württemberg einen zweistelligen Milliardenbetrag.
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