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Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Arbeitswelt/Rente/Verdi/Bsirske

Stuttgart (ots)

Die Ankündigung von Frank Bsirske, 2015 erneut als Verdi-Vorsitzender kandidieren zu wollen, lädt zur Häme geradezu ein: Da macht sich einer für die Rente mit 63 stark und will selbst bis 67 in seinem hoch dotierten Amt verbleiben. Welch Inkonsequenz! Doch wäre dies sicher zu schlicht gedacht. Geht es doch bei den Begünstigten der Rente mit 63 um Menschen, die oft nach 45 Jahren meist harter körperlicher Arbeit nicht mehr können und denen starke Einbußen im Alter erspart bleiben sollen. Es geht somit nicht um Frank Bsirske, der mit 26 Jahren als Bildungssekretär sein erstes Geld verdiente und der offenkundig Kraft genug hat für eine weitere Legislaturperiode ab 2015.

Soll er doch, bei Verdi ist ohnehin niemand in Sicht, der es mit dem unangefochtenen Vorsitzenden aufnehmen könnte - zumal Bsirske bisher kein Interesse an Kronprinzen hatte. Dennoch wird sich der Verdi-Chef die Diskrepanz zwischen den Reden und seinen Zukunftsplänen noch oft vorhalten lassen müssen. Er kann dies nur bremsen, indem er offensiv eine differenziertere Politik betreibt: Die Rente mit 63 darf demnach genauso wenig das Ziel für alle Beschäftigten sein wie die Rente mit 67.

Gefragt sind mehr Lebensarbeitszeit- und Ausstiegsmodelle, die den unterschiedlichen Bedürfnissen entgegenkommen. Wenn einer mit 63 gesundheitlich angeschlagen ist und keine Alternative sieht, muss er in Würde aufhören können. Wer aber mit 65, 67 oder 69 Jahren tatkräftig genug ist, darf nicht aus dem Arbeitsleben herausgedrängt werden.

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