Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu USA/CIA/Folterbericht
Stuttgart (ots)
Vor ein paar Monaten sagte Barack Obama, der Charakter der Vereinigten Staaten werde nicht daran gemessen, "wie wir handeln, wenn die Dinge einfach sind, sondern wenn die Dinge schwierig sind". Nun sind die Dinge schwierig, doch Obama riskierte einen gewaltigen Konflikt, stellte er die Täter und ihre Auftraggeber vor Gericht. Der Präsident wird die Risiken abwägen müssen. Lässt er sich von seinen Ängsten treiben, dann werden sämtliche passiven und aktiven Folterknechte davonkommen. Einfach so, als wäre nichts gewesen. Lässt er dagegen Ermittlungen zu, dann droht ein heftiger Streit im eigenen Land.
Der US-Präsident wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit für die erste Variante entscheiden. Denn auch in den USA sind Werte etwas für Sonntagsreden. Das Volk findet in seiner Mehrheit ohnehin nicht, dass Folter problematisch ist. Und Obama geht leider auch nicht viel sanfter vor als sein Vorgänger George W. Bush. Der Einsatz von Drohnen gegen Terrorverdächtige im Ausland wirkt nur sauberer. Er ist es aber nicht wirklich. Zivilisten kommen dabei ums Leben. Doch auch das vermag keinen Aufschrei der Empörung in den USA auszulösen.
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