TIMOCOM Transportbarometer: Knappe Kapazitäten treffen auf hohe Nachfrage
TIMOCOM Transportbarometer: Knappe Kapazitäten treffen auf hohe Nachfrage
Viertes Quartal 2021: Frachtangebote in Europa 51 Prozent über Vorjahreswert
- Kapazitätsengpässe beeinflussen Preisentwicklung
- Starker Rückgang bei Frachten aus und nach UK
- Deutlicher Anstieg bei Jumbo und Mega-Trailern
Das vierte Quartal 2021 zeigt einen anhaltenden Aufwärtstrend bei Frachtangeboten und ein Ungleichgewicht im Verhältnis zu Laderaumangeboten. Das TIMOCOM Transportbarometer weist weiterhin eine Steigerung der Frachteingaben im Smart Logistics System im Vorjahresvergleich aus. Die kumulierten Daten aus 46 europäischen Ländern zeigen einen deutlichen Anstieg um 51 Prozent. Auch gegenüber Q3 ist der Wert leicht gestiegen.
Transportmarkt legt trotz negativem Geschäftsklima zu
Trotz verstärkter Corona-Maßnahmen konnte der Transportmarkt im vierten Quartal weiter zulegen. Gegenüber dem Vorquartal wurden von Oktober bis einschließlich Dezember 2021 insgesamt 9 Prozent mehr Frachten im System von TIMOCOM eingestellt. Vor allem der November und der Dezember waren europaweit durch das Vorweihnachtsgeschäft wieder sehr starke Monate für Spediteure und Transportunternehmen: 88 Prozent legte das Frachtangebotsvolumen auf dem Spotmarkt im November gegenüber dem Vorjahreswert zu. Im Dezember stiegen die Frachteingaben gegenüber des Vergleichsmonats 2020 um 52 Prozent.
Während im Oktober im Vergleich zum Vormonat die Frachtangebote um 10 Prozent einbrachen, erholte sich der Transportmarkt im November wieder und stieg um 8 Prozent. Trotz eines erneuten Abflachens im Dezember von -5 Prozent bleibt unterm Strich ein Plus:
Länderübergreifend wurde in Europa insgesamt ein Zuwachs von 51 Prozent Frachtangeboten gegenüber dem vierten Quartal 2020 generiert. Die beständige Entwicklung einer steigenden Nachfrage ist ein Signal für eine Erholung der Wirtschaft, obwohl der ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland im Dezember bei 94,7 lag. Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen haben sich weiter verschärft und dämpfen die Stimmung in der Industrie. Der hiesige Einzelhandel sieht die Lage ähnlich dramatisch wie im Winter 2020. Doch der Transportbedarf lag auch in Q4 auf einem hohen Niveau.
Nachfrage an Transportkapazitäten in Deutschland ungebrochen
Der innerdeutsche Transportmarkt hat nach einem übermäßig starken September (+60%) im Oktober 18 Prozent weniger Frachten als im Vormonat generiert. Gegenüber dem bereits rückläufigen dritten Quartal (-18%) konnten die Frachtangebote aber wieder um 2 Prozent zulegen. Das vierte Quartal liegt damit 37 Prozent über dem Vorjahresquartal. Der November war auch in Deutschland der Monat mit den meisten Frachtangeboten in Q4 und lag 87 Prozent über Vorjahresniveau.
Denn die Nachfrage an Laderaum ist ungebrochen. Trotz Lieferengpässen und Verzögerungen ist Laderaum – auch für Hinterlandtransporte z. B. von Hafenterminals – ein knappes und stark nachgefragtes Gut. Das Verhältnis zwischen Frachtangeboten und eingestellten LKW ist in einem Ungleichgewicht. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf den Transportpreis, wie Gunnar Gburek, Logistikexperte und Head of Business Affairs bei TIMOCOM beobachtet: „Der Transportpreis ist durch Kostensteigerungen bei Kraftstoffen und Fahrzeugkosten unter Druck geraten. Hinzu kommen jetzt auch noch erhöhte Personalkosten, CO2-Abgaben und zusätzliche Servicegebühren, zum Beispiel für Entlade- und Wartezeiten“, so der Unternehmenssprecher. „Wichtig ist es, die knappen Kapazitäten nicht langfristig zu blockieren, denn das unnötige Reservieren von LKW reduziert den verfügbaren Laderaum und steigert zusätzlich den Preis am Markt.“
Zunahme bei Kippern, Tankfahrzeugen und Mega-Trailern
Unter den Fahrzeugtypen waren 2021 gegenüber dem Vorjahr vor allem Kipper und Tankauflieger gefragt. Bei Letzteren stieg die Nachfrage um 236 Prozent, bei Kipp-LKW waren es im Durchschnitt 297 Prozent. Doch auch temperaturgeführte Transporte sind hoch im Kurs: Thermo-Trucks und Kühlauflieger wurden 184 Prozent häufiger angefragt. Hinzu kommen vermehrt Jumbo und Mega-Trailer, die das vergangene Jahr 159 Prozent mehr in den Angebotsbeschreibungen auftauchten. 2020 noch wenig beachtete Auflieger mit höhenverstellbarem Dach nahmen sogar um mehr als das 90fache zu. Ein Zeichen u. a. dafür, dass Auftraggeber versuchen, möglichst viele Waren mit einem Transport abzudecken. Ein Trend, der auch 2022 anhalten könnte.
Die Länderrelationen im Vergleich: UK floppt nach Brexit im Lockdown
Unter den größten Rückgängen an Frachtangeboten im Vorjahresvergleich innerhalb des europäischen Straßengüterverkehrs sind allesamt Relationen von und nach Großbritannien:
- DE => UK: Oktober -18%, November -16% und Dezember -48%
Auch Frachtangebote von Frankreich auf die Insel haben abgenommen:
- FR => UK: im Oktober -4%, im November -12% und im Dezember -33%
Frachten aus UK nach Deutschland gingen im Oktober um 11 Prozent zurück, konnten im November aber nochmal 25 Prozent Plus machen, bevor sie im Dezember wieder um 57 Prozent einbrachen.
- UK => DE: Oktober -11%, im November +25%, im Dezember -57%
Die Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus und der erneute Lockdown, aber auch der Brexit und geänderte Zollbestimmungen sind hier ursächlich für diese Entwicklung.
Mehr Frachten in und nach Frankreich
Positive Entwicklungen gegenüber 2020 sind hingegen bei Frachten in und nach Frankreich festzustellen. Frankreichs BIP stieg laut Europäischer Kommission mit 6,5 Prozent stärker als der europäische Durchschnitt von 5,9 Prozent. Diese Dynamik zeigt sich auch in der Zunahme im Binnentransport:
- FR => FR: Oktober +39%, November +101% und Dezember +70%
Zulegen konnten auch Frachtangebote aus Deutschland mit Ziel in Frankreich:
- DE => FR: Oktober +19%, November +99% und Dezember +75%
Deutlicher Anstieg von Transporten aus den Niederlanden
Frachten mit Ursprung in den Niederlanden in das benachbarte Deutschland stiegen ebenfalls weiter an. Bereits im November wurden die Niederlande wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante zum Hochrisikogebiet erklärt. Im Dezember folgte ein erneuter Lockdown im Land. Das führte in Q4 zu zusätzlichen Transporten und einem erhöhten Warenfluss ins Nachbarland.
Im Konkreten wurden folgende Veränderungen im vierten Quartal 2021 zum Vorjahresquartal gemessen:
- NL => DE: Oktober +61%, November +258% und Dezember +97%
Polnischer Transportmarkt zum Jahresende rückläufig
In Polen hat sich die Summe der nationalen Transporte im vierten Quartal reduziert. Zwar lag der Anteil von Fracht zu Laderaum mit 36 Prozent über dem vierten Quartal von 2020, aber im Vergleich zum Vorquartal gingen die Frachtangebote in Q4 um 12 Prozent zurück. Ein Grund ist neben der europaweiten wirtschaftlichen Entwicklung die Situation an der polnisch-belarussischen Grenze. Aufgrund des Migrationskonflikts kam es zu tagelangen Schließungen und LKW-Staus auf beiden Seiten der Grenze.
Doch auch in Polen schlug das Weihnachts- und Jahresendgeschäft noch einmal zu Buche: Nach einem Rückgang von 4 Prozent im Oktober konnte der Transportmarkt im November im Vergleich zum Vormonat um 21 Prozent zulegen. Der Zuwachs reichte aber trotz Weihnachtsgeschäft nicht für eine Trendwende im polnischen Binnenverkehr. Bereits im Vorjahr war eine ähnliche Entwicklung zu beobachten, was auf eine positive Entwicklung in 2022 hoffen lässt.
Rückblick 2021 und Ausblick 2022
Insgesamt ging die Erholung des europäischen Straßengüterverkehrs, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 begonnenen hatte, im Jahr 2021 voran. Das vergangene Jahr war dennoch als eine Folge der Pandemie vor allem von Kapazitäts- und Lieferengpässen geprägt. Nicht zuletzt durch den eklatanten Fahrermangel in Europa. Hinzu kamen die erhöhte Inflation und steigende Kosten für Rohstoffe und Sprit. Diese Aspekte werden die Logistik auch im neuen Jahr beschäftigen. Dennoch sieht Logistikexperte Gunnar Gburek, Head of Business Affairs bei TIMOCOM, die Versorgungssicherheit nicht in Gefahr. Es könne jedoch europaweit zu weiteren Lieferverzögerungen kommen. „Im Straßengüterverkehr werden vor allem Spezialtransporte, wie Kühltransporte, nicht immer kurzfristig verfügbar sein. Bei Standardtransporten besteht eher die Chance, auf dem Spotmarkt fündig zu werden“, so Gunnar Gburek. „Die Kapazitäten sind rar, aber vorhanden. Digitale Anwendungen können dabei unterstützen, die Verfügbarkeit von Laderaum optimal auszulasten.“
Mit dem Transportbarometer analysiert das FreightTech-Unternehmen TIMOCOM seit 2009 die Entwicklung von Transportangebot und -nachfrage der im Smart Logistics System integrierten Frachtenbörse in 46 europäischen Ländern. Mehr als 135.000 Nutzer generieren täglich bis zu 800.000 internationale Fracht- und Laderaumangebote. Das System hilft den über 50.000 TIMOCOM Kunden dabei, smart, sicher und einfach ihre logistischen Ziele zu erreichen.
Mehr Informationen über TIMOCOM finden Sie auf www.timocom.de.
TIMOCOM GmbH, Timocom Platz 1, DE-40699 Erkrath Geschäftsführung: Jens Thiermann, Tim Thiermann Amtsgericht Düsseldorf: HRB 34489 - Sitz/legal domicile: Düsseldorf