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Krankenstand sinkt erstmals seit zwei Jahren

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Der Krankenstand in Deutschland ist 2024 im Vergleich zu den beiden Vorjahren um 0,1 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent leicht gesunken. Von 2021 auf 2022 gab es durch ein neues elektronisches Meldeverfahren einen sprunghaften Anstieg der registrierten Ausfallzeiten von 4,4 auf 5,5 Prozent, was zu einem statistischen Rekordkrankenstand führte. Seitdem sind die Schwankungen gering. Europäische Vergleiche, nach denen Deutschland bei den Fehltagen an der Spitze der EU stehe, sind problematisch. Lesen Sie mehr in unserer Pressemitteilung.

DAK-Auswertung: Krankenstand 2024 leicht gesunken

  • Krankenstand liegt mit 5,4 Prozent geringfügig unter dem Vorjahresniveau von 5,5 Prozent
  • Deutliche Rückgänge bei den Fehltagen wegen Atemwegsbeschwerden sowie Muskel-Skeletterkrankungen
  • IGES-Sonderanalyse: Fehltage in der EU nicht vergleichbar
  • DAK-Chef Storm: „Deutschland ist beim Arbeitsausfall kein Europameister“

Der Krankenstand in Deutschland ist 2024 im Vergleich zu den beiden Vorjahren um 0,1 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent leicht gesunken. Die Ausfalltage durch Atemwegsbeschwerden und Muskel-Skelett-Erkrankungen gingen um acht bzw. sechs Prozent zurück. Das zeigt eine aktuelle IGES-Analyse für die DAK-Gesundheit, in der die Krankmeldungen von 2,4 Millionen bei der Kasse versicherten Beschäftigten ausgewertet wurden. Von 2021 auf 2022 gab es durch ein neues elektronisches Meldeverfahren einen sprunghaften Anstieg der registrierten Ausfallzeiten von 4,4 auf 5,5 Prozent, was zu einem statistischen Rekordkrankenstand führte. Seitdem sind die Schwankungen gering. Europäische Vergleiche, nach denen Deutschland bei den Fehltagen an der Spitze der EU stehe, sieht das IGES Institut als problematisch an. Nach einer Sonderanalyse für die DAK-Gesundheit ist eine Vergleichbarkeit der in Europa vorliegenden amtlichen Krankenstands-Daten nicht gegeben.

„Es ist ein erstes positives Signal, dass der Krankenstand in Deutschland 2024 nicht weiter gestiegen ist, sondern leicht sinkt“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Ob daraus eine Trendwende wird, werden die nächsten Jahre zeigen.” Bei der Einschätzung des Krankenstandes solle vorsichtig und sachlich diskutiert werden. Auch europäische Vergleiche seien schwierig. „Eine neue IGES-Untersuchung unterstreicht, dass Deutschland entgegen anderen Behauptungen doch nicht Europameister beim Krankenstand ist”, betont Storm. Durch unterschiedliche Erfassungen und Regelungen in den Ländern seien die Krankenstände in Europa mit den vorliegenden Daten nicht vergleichbar. Allerdings zeige die aussagekräftige OECD-Studie zu den wöchentlichen Arbeitszeitausfällen, dass sich Deutschland hier im oberen Mittelfeld bewege. „Es gibt also durchaus noch einen Handlungsbedarf beim Krankenstand”, so der DAK-Vorsitzende.

Für ihre aktuelle IGES-Analyse zu den Fehlzeiten im Gesamtjahr 2024 hat die DAK-Gesundheit Daten von mehr als 2,4 Millionen bei der Kasse versicherten Beschäftigten ausgewertet. Sie hatten 2024 pro Kopf durchschnittlich 19,7 Fehltage, 2,3 Prozent weniger als 2023. Zwar gab es einen geringfügigen Anstieg der Krankmeldungen, doch die durchschnittliche Dauer eines Falles war mit 9,7 Tagen geringer als 2023 (10,1 Tage). Die Auswertung zeigt ein Minus bei zwei wichtigen Erkrankungsgruppen: Es gab bei den Atemwegserkrankungen wie Husten, Bronchitis oder Schnupfen einen Rückgang von rund acht Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 382 Fehltagen je 100 Versicherte. Zudem ging der Arbeitsausfall wegen Muskel-Skeletterkrankungen wie Rückenschmerzen um rund sechs Prozent auf knapp 350 Fehltage zurück. Einen Zuwachs um 5,7 Prozent gab es hingegen bei den Fehltagen aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen. Sie führten zu rund 342 Fehltagen je 100 Versicherte.

Der gesamte Krankenstand verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr geringfügig von 5,5 auf 5,4 Prozent. 2024 waren an jedem Tag durchschnittlich 54 von 1.000 Erwerbstätigen krankgeschrieben. In einigen Branchen lag der Arbeitsausfall auch deutlich darunter. So zeigt die Analyse für die Datenverarbeitungsbranche sowie für Banken und Versicherungen jeweils einen unterdurchschnittlichen Krankenstand von 3,5 beziehungsweise 4,0 Prozent. Weit überdurchschnittlich war der Krankenstand erneut im Gesundheitswesen (6,3 Prozent) sowie in der Branche Verkehr, Lagerei und Kurierdienste (6,0 Prozent).

Das IGES Institut hat im Auftrag der DAK-Gesundheit die Datenlage zum Krankenstand in Europa untersucht. Im Fokus standen dabei Statistiken, die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammengetragen wurden. Eine OECD-Statistik, die in der aktuellen Debatte in Deutschland immer wieder angeführt wird, dokumentiert die Anzahl der amtlich gemeldeten bezahlten Krankheitstage pro Jahr in den verschiedenen europäischen Ländern. Hier steht Deutschland mit 24,9 Tagen an der Spitze, gefolgt von Lettland mit 20,4 Tagen. Dieser Vergleich ist laut Analyse von IGES problematisch, denn die dargestellte Anzahl der bezahlten Tage weiche unterschiedlich stark von den tatsächlichen Fehltagen ab. Ein Grund dafür: Die wenigsten Länder haben ein obligatorisches elektronisches Meldeverfahren wie in Deutschland. Das führt laut IGES wahrscheinlich zu der Untererfassung bei den Fehlzeiten in anderen europäischen Ländern. Den Meldeeffekt für Deutschland beziffert das Institut je nach Diagnose mit 60 Prozent und mehr des Anstiegs im Vergleich zum Stand vorher. Was die Statistik außerdem problematisch macht: In vielen Ländern gibt es für Karenztage kein Geld. Solche Fehltage können daher bei einer Zählung der bezahlten Krankheitstage nicht erfasst werden. Von daher hat Deutschland eine Art Vollerfassung, weil alle Ausfalltage bezahlt sind.

Weil die oben erwähnte Statistik zu den bezahlten Krankentagen keinen zuverlässigen Vergleich ermöglicht, hat die OECD zusätzlich einen einheitlichen Fragebogen* für alle Länder aufgesetzt, um zu erfassen, wie viel der wöchentlichen Arbeitszeit durch Krankheit anteilig verloren geht. In dieser OECD-Befragungsstudie landet Deutschland mit einem Wert von 6,8 Prozent im oberen Mittelfeld. Belgien und Schweden liegen mit 6,7 bzw. 6,6 Prozent knapp hinter Deutschland. „Diese zweite OECD-Studie ist für einen Vergleich der Länder sehr viel besser geeignet. Es handelt sich um eine einheitliche Befragung in allen EU-Ländern bei der unterschiedliche Meldeverfahren und Systemunterschiede bei der Entgeltfortzahlung und der Erfassung der Fehlzeiten ausgeglichen werden können“, erklärt IGES-Wissenschaftlerin Susanne Hildebrandt. Auffällig sei, dass ein Land wie Luxemburg mit einem für die Beschäftigten sehr großzügigen System trotzdem einen geringen krankheitsbedingten Arbeitszeitausfall von 3,2 Prozent habe. „Allein die Systemunterschiede bei der Entgeltfortzahlung können die Unterschiede im Krankenstand zwischen den Ländern nicht erklären. Es spielen viele weitere Faktoren herein wie zum Beispiel die länderspezifischen Erwerbsquoten oder das Alter der Erwerbsbevölkerung“, so Hildebrandt.

„Ich hoffe, dass die aktuellen IGES-Analysen über die Auswirkungen des elektronischen Meldesystems und die methodischen Probleme im europäischen Vergleich die Diskussion über den Krankenstand in Deutschland versachlichen“, betont DAK-Vorstandschef Storm. Die Debatte beeinflusse das Miteinander in den Betrieben auf negative Weise und schüre Misstrauen gegenüber krankgemeldeten Beschäftigten. „Misstrauen ist ein Zeichen negativer Wertschätzung und als solches ein Gesundheitsrisiko“, so Storm. Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage in vielen Firmen empfiehlt die DAK-Gesundheit Prävention und ein betriebliches Gesundheitsmanagement, das systemisch angelegt ist. „Wir helfen Unternehmen dabei, ein solches zu entwickeln”, so Storm.

Die DAK-Gesundheit versichert bundesweit 5,5 Millionen Menschen und setzte sich für gesundes Arbeiten ein. Mehr Infos zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der Kasse unter: www.dak.de/bgm

*European Labour Force Survey (EU-LFS): Diese Befragung wird jedes Jahr in allen europäischen Ländern erhoben. Für Deutschland ist sie Teil des Mikrozensus und wird viermal jährlich mit verschiedenen Teilstichproben erhoben.

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