Mehr Vernetzung von Versorgungsstrukturen dringend notwendig! - Beim Fachkongress "Formel Zukunft - Alter plus 3" diskutieren Experten über die Herausforderungen des demografischen Wandels
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Stuttgart (ots)
MANUSKRIPT MIT O-TÖNEN
Anmoderation:
Wir leben in einer Zeit des demografischen Wandels und des langen Lebens. In Baden-Württemberg sind heute weit mehr als zwei Millionen Menschen über 65 Jahre und älter. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung im Land hat sich damit seit 1970 von knapp zwölf auf etwa 20 Prozent erhöht. Mit der steigenden Zahl der älter werdenden Menschen steigt auch die Zahl der Pflegebedürftigen. Derzeit gibt es eine Viertel Million Pflegebedürftige im Land, bis 2030 werden es knapp 400.000 sein. All diese Menschen sollen natürlich so lange wie möglich teilhaben am gesellschaftlichen Leben. Dafür plädierten alle Experten beim heutigen (29.06.) AOK-Fachkongress in Stuttgart. Unter dem Motto "Formel Zukunft - Alter plus 3" diskutierten Ärzte, Wissenschaftler und Krankenkassen gemeinsam über die dafür notwendigen Lösungen. Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg:
O-Ton Dr. Christopher Hermann
Wir haben drei wesentliche Elemente: die Rehabilitation, die Pflege und - was vielleicht verwundert, wenn wir über das Alter reden - die Prävention. Alle drei Bereiche sind wichtig für eine Gesundheitskasse, wie es die AOK Baden-Württemberg ist. Aber wir müssen - und das erkennen wir immer mehr und täglich in der Praxis mit unseren Versicherten - diese viel enger zusammenbringen und vernetzt denken. Und nicht nur denken, sondern es dann auch in der praktischen Arbeit zusammenbringen. Das ist eine wesentliche Antriebsfeder für diesen Kongress. (0'40)
Der wichtigste Baustein für die Vernetzung ist dabei die Prävention, sagte Prof. Dr. Ursula Lehr, die stellvertretende Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisation und ehemalige Gesundheitsministerin. Regelmäßige Bewegung, geistige Fitness und soziale Kontakte tragen dazu bei, das Älterwerden positiv zu gestalten. Oft sind es Kleinigkeiten, die älteren Menschen das Leben unnötig schwer machen:
O-Ton Prof. Dr. Ursula Lehr
Unsere Menschen haben sich beschwert über Kopfsteinpflaster, über zu kurze Straßenübergange und zu kurze Ampelphasen. Es gibt also eine Reihe von Möglichkeiten, die Umwelt so zu gestalten, dass alle Barrieren ausgeräumt werden und sie gleichzeitig zu Aktivitäten ermuntert. (0'20)
Dass das Leben im Alter auch heute schon deutlich angenehmer geworden ist, zeigte Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer, Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen Berlin, anhand von Statistiken beim AOK-Fachkongress auf. Ein wichtiger Meilenstein war die Einführung der Pflegeversicherung vor rund 20 Jahren. Doch nicht alle profitieren gleichermaßen von den besseren Versorgungsstrukturen.
O-Ton Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer
Ganz wichtig ist ja, mit welchen Voraussetzungen wir ins Leben treten. Das beginnt ja eigentlich schon mit der Familie, in der wir geboren werden - sind meine Eltern Menschen mit hoher oder niedriger Bildung? Und dann ist es ganz wichtig: Was für einen Bildungsstand habe ich dann eigentlich erworben? Dieser Bildungsstand, der in Kindheit und jungem Erwachsenenalter erworben wurde, zieht sich bis ins hohe Alter. Wir sehen also noch bei den über 60-, über 70- und 80-Jährigen Unterschiede aufgrund der Bildung. Bildung ist natürlich ein ganz wichtiges Differenzierungsmerkmal. (0'30)
Um möglichst allen Menschen einen angenehmen Lebensabend zu ermöglichen, leistet die AOK Baden-Württemberg schon seit vielen Jahren Aufklärungs- und Präventionsarbeit, unter anderem direkt in Pflegeheimen. Dort konnte durch einfache Kräftigungsübungen die Sturzunfallstatistik um 20 Prozent gesenkt werden, berichtet AOK-Chef Dr. Christopher Hermann:
O-Ton Dr. Christopher Hermann
Das sind Erfolge, die wir heute durch Programme haben, die in 1.000 Pflegeeinrichtungen mittlerweile in Baden-Württemberg laufen. Aber das sind erst einmal nur Ansätze. Wir müssen das viel weiter vernetzen. Und auch um die Beteiligten, um die Akteure zusammenzubringen. Damit weitere Vernetzung beredet werden kann, machen wir heute diesen Kongress. Es ist ein Anfang, ich bin sicher, es ist nicht der letzte Kongress in dieser Konstellation, denn hier haben wir viel zu tun. (0'35)
Abmoderation:
Das Älterwerden positiver gestalten - darüber diskutierten heute Ärzte, Wissenschaftler und Krankenkassen beim AOK-Fachkongress in Stuttgart.
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