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AOK Baden-Württemberg

Alarmierende Arzneimittel-Engpässe in deutschen Kliniken! - Umfrage zeigt: Lieferversagen in Krankenhausapotheken durch pharmazeutische Unternehmen

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Berlin (ots)

MANUSKRIPT MIT O-TÖNEN

Anmoderation:

Krankenhäuser sind bei uns in Deutschland ein Ort, an dem wir sicher sein können, dass uns geholfen wird. Eigentlich. Doch was, wenn ein Krankenhaus nicht mehr zuverlässig mit wichtigen Arzneimitteln versorgt wird? Eine aktuelle Umfrage, die von der AOK Baden-Württemberg und dem Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker in Auftrag gegeben wurde, belegt genau diesen Medikamenten-Notstand. Betroffen sind wesentliche Arzneimittel, die nur für den Klinikmarkt hergestellt werden, darunter viele Lösungen zur Injektion wie Antibiotika, Krebsmedikamente und Anästhetika. Als alarmierend bezeichnete Prof. Dr. Karl Lauterbach, der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion dieses Ergebnis auf der heutigen Pressekonferenz (08.03.) in Berlin:

O-Ton Prof. Dr. Karl Lauterbach

Das ist eigentlich, wenn man so will, ein kleiner Skandal. Das hat sehr viele Ursachen. Daher muss hier unbedingt eine klare Bevorratung vorgenommen werden. Die Krankenhausapotheken müssen, wenn Lieferengpässe entstehen, informiert werden durch das pharmazeutische Unternehmen und sie müssen sich dann auch im Ausland eindecken können mit den Arzneimitteln, um die Patienten zu schützen. (0:23)

Bisher fehlte genau diese Transparenz im Markt. Pharmahersteller konnten selbst entscheiden, ob sie die Lieferprobleme der zuständigen Bundesoberbehörde melden oder nicht. Es war also bis jetzt völlig unklar, welche Arzneimittelmengen sich überhaupt im deutschen Markt befinden. Durch das neue Gesetz, das morgen im Bundestag beschlossen wird, soll sich das ändern. Dr. Christopher Hermann der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg begrüßt diese Entscheidung. Für ihn ist eine solche Transparenzoffensive längst überfällig:

O-Ton Dr. Christopher Hermann

Wir müssen endlich wissen, was im deutschen Arzneimittelmarkt in der Lieferkette - vom pharmazeutischen Unternehmer, über den Großhandel, in den Krankenhausapotheken aber auch in den öffentlichen Apotheken - wirklich läuft. Hier beschuldigt jeder Jeden, er würde Arzneimittel verschieben, er würde nicht liefern und auf der anderen Seite gibt es dann doch viele, die hier hohe Gewinne machen. Und da brauchen wir Transparenz, da muss das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in die Lage versetzt werden als so eine Art Trust-Center zu arbeiten. (0:38)

Dass die Lage wirklich ernst ist, bestätigte heute Rudolf Bernard, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker. Er sieht die Ergebnisse der AOK Baden-Württemberg als richtungsweisend. Denn die Umfrage deckt auf, dass allein im Februar diesen Jahres in deutschen Krankenhäusern mit über 30.000 Betten Arzneimittel mit 280 verschiedenen Wirkstoffen fehlten. Darunter 30, die die jeweilige Klinikapotheke als versorgungskritisch einstufte. Dadurch konnten circa 12.000 Patienten nicht richtig versorgt werden. Das muss sich dringend ändern, so Bernard:

O-Ton Rudolf Bernard

Ein Ansatz ist, dass wir in den Krankenhäusern überhaupt mal informiert werden über Lieferunfähigkeiten und zwar rechtzeitig. Damit wir Zeit haben zu reagieren, Zeit haben zu handeln, mit den Ärzten zu beraten, nach Ersatzpräparaten Ausschau zu halten, kurzum die Versorgung soweit wie es irgendwie geht sicherzustellen. Und das Zweite ist, für die Industrie genauso, wie das für die Apotheken und den Großhandel besteht, bestimmte Vorräte an Arzneimitteln anzulegen, die die Versorgung sicherstellt.

Einziger Lichtblick der Umfrage sind die öffentlichen Apotheken. Hier lief die Versorgung einwandfrei. Ob patentfreie oder verschreibungspflichtige Medikamente, fast alle wurden pünktlich und zuverlässig von den Pharmaherstellern angeliefert. Das liegt vor allem daran, dass es sich um länger haltbarere Arzneimittel handelt, erläutert Prof. Wolf-Dieter Ludwig, der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Dennoch darf es solch gravierende Unterschiede zwischen der ambulanten und stationären Versorgung nicht geben:

O-Ton Prof. Wolf-Dieter Ludwig

Zu Angst besteht bei den Bürgerinnen und Bürgern noch kein Grund, auf der anderen Seite ist es für uns Ärzte - und ich bin Onkologe und versorge Krebspatienten - natürlich außerordentlich ärgerlich, wenn wir Sie nicht rechtzeitig mit den richtigen Medikamenten versorgen können. Für Patienten, die lebensbedrohlich erkrankt sind, müssen wir fordern, dass die notwendigen Medikamente zur Verfügung stehen und letztlich denken wir auch, dass wir mittelfristig Herstellung, sowohl der Rohstoffe, als auch der Medikamente, wieder stärker in Europa konzentrieren müssen. Dass lange Transportwege und Lieferprobleme dadurch auch reduziert werden. (0:32)

Abmoderation:

In vielen deutschen Kliniken werden die Medikamente knapp. Das zeigen aktuelle Umfrage-Ergebnisse, die der AOK Baden-Württemberg, dem Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker und der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft vorliegen. Schuld an den Lieferengpässen sind die Pharmahersteller, die bisher selbst entscheiden konnten, ob sie die Lieferprobleme der zuständigen Bundesoberbehörde melden oder nicht. Das soll sich durch ein neues Gesetz, das morgen (09.03) im Bundestag verabschiedet wird, ändern.

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Pressekontakt:

Ansprechpartner:
AOK Baden-Württemberg, 0711 2593 229
all4radio, Claudia Ingelmann 0711 32777 590

Original-Content von: AOK Baden-Württemberg, übermittelt durch news aktuell

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