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Report München/rbb24 Recherche exklusiv: Betrugsmasche "Falsche Polizisten" - Mehr als 120 Millionen Euro Schaden
BKA sieht Bezüge zur Clankriminalität
Berlin (ots)
SPERRFRIST: 08. Februar 2022, 6 Uhr
Zwischen 2018 und 2020 haben kriminelle Banden mit der Betrugsmasche "Falsche Polizisten" bundesweit Geld, Schmuck und Gold im Wert von mindestens 120 Millionen Euro erbeutet. Das ergab eine gemeinsame Umfrage des ARD-Politikmagazins "report München" und der Redaktion rbb24 Recherche unter den 16 Landeskriminalämtern.
Nach Auskunft der Landeskriminalämter wurden in dem Zeitraum mehr als 154.000 Fälle registriert, davon waren die Täter in gut 10.500 Fällen erfolgreich. Erst seit 2018 werden die Betrugstaten "Falsche Polizisten" in fast allen Bundesländern in der "Polizeilichen Kriminalstatistik" gesondert erfasst. Nicht jedes Landeskriminalamt unterscheidet jedoch zwischen "versuchten" und "vollendeten Taten". Opfer der Betrugsmasche "Falsche Polizisten" sind fast ausschließlich ältere Menschen.
Im türkischen Izmir läuft seit Sommer vergangenen Jahres ein Prozess gegen eine kriminelle Callcenterbande mit 81 Angeklagten aus der Türkei und Deutschland. Die Anklage wirft den Verdächtigen 24 Betrugstaten zwischen 2016 und 2020 vor, der polizeilich nachweisbare Schaden soll bei mehr als 5 Millionen Euro liegen. Bei den Tatverdächtigen wurden Immobilien, Bargeld und Wertgegenstände in Höhe von 105 Millionen Euro beschlagnahmt. Einer der Hauptangeklagten ist Amar S. und stammt aus Bremen. Amar S. floh im Jahr 2012 aus einer Verwahrzelle im Landgericht Bremen und setzte sich anschließend in die Türkei ab. Amar S. wird dem Umfeld des türkischen-arabischen Miri-Clans zugeordnet. Neben ihm gehören weitere Angeklagte zum Umfeld dieser türkisch-arabischen Großfamilie.
Die Bande betrieb laut türkischen Behörden mehrere Callcenter in Izmir. Von dort aus haben sie ihre Opfer angerufen und sich als Polizisten ausgegeben. Dabei nutzten sie das sogenannte "Call ID Spoofing". Mit dieser Vorgehensweise erscheint bei dem Angerufenen eine vorgetäuschte Rufnummer im Display. Die "Falschen Polizisten" behaupten, dass die Opfer im Fokus von Straftätern stehen, die es auf ihr Vermögen abgesehen haben. Die Opfer werden dann aufgefordert, der "Polizei" Geld und Wertgegenstände zu übergeben, um sie sicher zu verwahren. Nach Informationen von "report München" und rbb24 Recherche laufen aktuell Ermittlungen zu einem noch größeren Täternetzwerk mit Bezügen zu Clanfamilien.
Oliver Huth, Landesvorsitzender beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in NRW sieht in dem aktuellen Fall einen Durchbruch bei der bislang schwierigen Polizeizusammenarbeit zwischen Deutschland und der Türkei. Wegen der eingeschränkten Rechtshilfe sei das Land bislang ein sicheres Exil für Straftäter aus Deutschland gewesen.
Nach Auskunft des Bundeskriminalamts haben die Polizeien in Bund und Ländern sowie das Zollkriminalamt im Jahr 2020 insgesamt 594 OK-Verfahren geführt. Dabei traten die OK-Gruppierungen auch mit Delikten aus dem Bereich der "Trickstraftaten" in Erscheinung, die sich vorwiegend gegen ältere Menschen richteten. Einige Verfahren wurden auch "dem Phänomen der Clankriminalität" zugeordnet. Die genutzten Callcenter, so das BKA, befanden sich überwiegend in der Türkei.
Die gemeinsamen Recherchen von "report München" und rbb24 Recherche werden am 08. Februar 2022 um 21.45 Uhr in der Sendung "Report München" in der ARD veröffentlicht. Der Film "Der Izmir Clan - Beutezug durch Deutschland" ist ab dem 8. Februar 17.00 Uhr in der ARD Mediathek abrufbar.
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