Ratings: Strengere Regeln, mehr Wettbewerb
Coface fordert Qualitätskontrolle und kommt als Anbieter auf den Markt
Frankfurt/Mainz (ots)
Der internationale Finanzdienstleister Coface fordert, bei der anstehenden Regulierung von Ratingagenturen stärker auf die statistische Qualität der Ratings zu achten. Nur die Verfahren zu regeln, reiche nicht aus, sagte der Vorstandsvorsitzende von Coface Deutschland, Benoît Claire, bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Es müsse auch eine Erfolgskontrolle geben. Coface reagiert damit einerseits auf die Rolle von Ratingagenturen bei der Ausbreitung der aktuellen Finanzkrise. Andererseits werden die neuen Regeln, so sie von der EU beschlossen werden, auch für Coface selbst gelten. "Wir kommen mit einem neuen Unternehmensrating auf den Markt", kündigte Claire an.
Nach Ansicht nicht nur von Coface gehören die großen Agenturen zu den Hauptverantwortlichen für die Finanzkrise. Sie hätten komplexe und hochriskante Finanzprodukte massenhaft mit Bestnoten versehen und so den Eindruck vermittelt, sie seien sicher. "Ohne diese Bewertungen wäre die globale Ausbreitung der Krise nicht erfolgt", sagte Claire. "Zuverlässige Finanzratings sind aber für das Vertrauen in einer Marktwirtschaft von größter Wichtigkeit."
In diesem Zusammenhang hat die Kommission dem Europäischen Parlament einen Regulierungsentwurf vorgelegt. Coface hat eine Verschärfung der Bestimmungen angeregt.
"Dabei geht es insbesondere darum, dass Ratings einer Erfolgskontrolle unterzogen werden", sagte Norbert Langenbach. Das Vorstandsmitglied von Coface Deutschland verwies darauf, dass die im Regulierungsentwurf enthaltenen Verpflichtungen weitgehend den derzeitigen Verhaltenskodex reproduzierten. Dies habe lediglich höher Kosten für Ratings ohne gleichzeitige Qualitätsverbesserung zur Folge. "Finanzratings sind aber nicht einfach nur eine subjektive Meinung ohne Konsequenz", sagte Langenbach. "Sie sind eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit der Zahlungsunfähigkeit, die sich nach objektiven Kriterien prüfen lässt."
Eine statistische Kontrolle der Bewertungen hält Coface für unbedingt erforderlich. "Es wäre paradox, wenn den Banken im Rahmen von Basel II eine solche Überprüfbarkeit für interne Ratings abverlangt wird, nicht aber den Ratingagenturen für veröffentlichte Ratings", sagte Benoît Claire. " Wichtig sei auch, dass Agenturen nur das bewerten sollten, von dem sie auch etwas verstehen. "Deshalb werden wir uns auf Unternehmen beschränken und nicht auf Finanzprodukte ausweiten", sagte Claire. Deshalb ist eine weitere Forderung an die Regulierungsgremien, dass die Agenturen einen Nachweis über ihre Erfahrung und Kompetenz auf dem jeweiligen Ratingsektor erbringen müssten.
Dies sieht Coface für sich selbst als gegeben. Das Unternehmen will weltweit als Anbieter von Unternehmensratings antreten und mit einem deutlich preiswerteren Financial Rating auch den großen Agenturen partiell Konkurrenz machen. Basis dafür ist die Kompetenz des weltweit agierenden Forderungsspezialisten in der Beurteilung von Kreditrisiken. "Wir beobachten kontinuierlich die Finanzlage von über 50 Millionen Unternehmen in aller Welt", sagte die Geschäftsführerin der Coface Rating GmbH, Grit Becker. "Diese Informationen sind die Entscheidungsgrundlage insbesondere für die Übernahme von Ausfallrisiken in der Kreditversicherung und für den Ankauf von Forderungen durch Factoring", erläuterte Becker.
Dazu erstelle das Unternehmen bereits jetzt jährlich fast 18.000 interne Ratings, die als Basis für das neue Rating dienen. Zudem seien bereits etliche Mitarbeiter zu Ratinganalysten ausgebildet worden. Ihre Aufgabe wird es sein, bei den Unternehmen die weiteren erforderlichen Informationen zu erheben und auszuwerten. Zusammen mit den vorliegenden Daten und in Kooperation mit den Spezialisten in der Kreditprüfung könne so mit überschaubarem Aufwand ein aussagefähiges Rating erstellt werden. Der Einstiegspreis werde voraussichtlich bei einem Drittel des Standardpreises der großen drei Agenturen liegen.
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