Brasilien: Preiskontrolle gegen Inflation?
Coface sieht Grenzen des Wachstumsmodells erreicht
Mainz (ots)
Brasilien hat aus der lebhaften Konjunktur der vergangenen Jahre nichts gemacht. Vor allem notwendige Reformen zur Modernisierung der Infrastruktur und Verbesserung des Geschäftsumfelds für Unternehmen blieben aus, stellt Coface in einem umfangreichen Panorama über das BRIC-Land fest. Produktivität und Leistungsfähigkeit seien gering, das Potenzial des großen Marktes werde nicht annähernd ausgeschöpft. Auch von der Fußball-WM hätten nur spezielle Bereiche wie Tourismus, Gastronomie und Bekleidung profitiert. Andere Branchen und Sparten wurden sogar angehalten, an Spieltagen nicht zu arbeiten - die Infrastruktur hätte die zusätzlichen Nutzer nicht bewältigt.
Der internationale Kreditversicherer hat Brasilien schon vor der WM in der Länderbewertung in A4 zurückgestuft. Die Gewinne der einheimischen Industrie sind weiter unter Druck, vor allem wegen der hohen Transport-, Energie- und Lohnkosten. Viele Branchen sehen sich durch die Importe einem harten Wettbewerb ausgesetzt. Coface erwartet 2014 ein erheblich verlangsamtes BIP-Wachstum von lediglich 1,3 Prozent nach 2,5 Prozent 2013. Über viele Jahre trieb der private Konsum das Wachstum. Die sich herausbildende Mittelschicht und günstige Kredite beförderten diese Entwicklung. Jetzt scheint das Modell an Grenzen zu stoßen. Die Zinsen steigen, der Inflationsdruck nimmt zu, während die Löhne nur mehr sehr langsam ansteigen. 2014 wird weiter geprägt von geringer Wirtschaftsaktivität und hoher Inflation. 2015 könnte laut Coface aber zu einem Wendepunkt werden: Staatliche Preiskontrolle würde zwar kurzfristig die Wirtschaftsaktivität bremsen, könnte aber das Vertrauen der Investoren stärken und mittelfristig die Konjunktur antreiben.
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