EU-Deal für Trump: Unternehmen sehen Energie, Militär und Handel als Schlüssel
Köln (ots)
- Frank Liebold: "Europa muss in wirtschaftspolitischen Fragen entschieden vorgehen."
- Atradius-Umfrage: Drei Viertel der Unternehmen rechnen mit spürbaren wirtschaftlichen Folgen der US-Entscheidungen
Whiskey, Jeans und Harley-Davidson-Motorräder - ab April treten die zuvor ausgesetzten Gegenzölle auf amerikanische Produkte wieder in Kraft. Damit reagiert die EU schnell auf die verhängten US-Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte. Im April soll zudem über weitere Zölle verhandelt werden. "Die EU und Deutschland müssen jetzt entschieden vorgehen, um sich die Verhandlungsmacht zu wirtschaftspolitischen Fragen sichern zu können", sagt Frank Liebold, Country Manager Deutschland beim internationalen Kreditversicherer Atradius. Eine aktuelle Umfrage des Kreditversicherers zeigt klare Prioritäten: Die Erhöhung von Energieimporten aus den USA, verstärkte militärische Zusammenarbeit und strategische Handelsabkommen könnten weitere zentrale Elemente eines Deals mit Trump sein.
US-Präsident Donald Trump inszeniert sich immer wieder als Dealmaker, zuletzt über ein potenzielles Tauschgeschäft mit der Ukraine und ein Sonderabkommen mit Mexiko. Jetzt nimmt er durch die verhängten Importzölle Europa ins Visier und die EU reagiert prompt mit Gegenzöllen. Die jüngste Atradius-Umfrage unter mehr als 450 deutschen Unternehmen bestätigt: Eine deutliche Mehrheit der deutschen Unternehmen sehen strategische Einfuhrzölle auf US-Waren weiterhin als ein probates Mittel an, um die USA zu Verhandlungen zu drängen. "Um einseitige Vorteile zu vermeiden, sollte jedoch ein ausgewogenes globales Handelsabkommen angestrebt werden", betont Frank Liebold. Zusätzlich könnte die EU durch gezielte Investitionen in den USA Anreize für eine verstärkte wirtschaftliche Kooperation schaffen. Der Aufbau gemeinsamer Fertigungskooperationen, insbesondere in den Bereichen Automotive und Maschinenbau, könnte Handelskonflikte entschärfen.
Auch in der Erhöhung der Energieimporte aus den USA, insbesondere von Flüssiggas (LNG), Öl und Wasserstoff, sieht der Großteil der befragten Unternehmen einen zentralen Hebel, um Trump an den Verhandlungstisch zu bringen. "Europa hätte dadurch die Möglichkeit, die Energieversorgung zu sichern, günstiger zu gestalten und die Abhängigkeit von anderen Lieferanten zu reduzieren", erklärt Frank Liebold. Darüber hinaus plädieren die Unternehmen für höhere Verteidigungsausgaben der EU-Staaten sowie den verstärkten Kauf von US-Rüstungsgütern für eine stärkere sicherheitspolitische Kooperation mit den USA.
Die wirtschaftspolitischen Ansätze der Trump-Administration stoßen bei deutschen Unternehmen auf gemischte Reaktionen. Während rund 52 Prozent der Befragten sich für eine ähnliche protektionistische Strategie in Deutschland und der EU aussprechen, lehnen 48 Prozent dies ab. "Die Unternehmen wünschen sich mehr Sicherheit seitens der Politik wie bezahlbare Energiekosten, Steuererleichterungen und einen Abbau der Bürokratie", erläutert Frank Liebold. Wirtschaftliche Alleingänge der EU oder sogar singuläre Vorstöße einzelner Länder innerhalb der EU, sehen rund die Hälfte der befragten Unternehmen in der heutigen globalen Wirtschaft als nicht zielführend und nachhaltig an. Auf die Frage, wie sie die ersten wirtschaftspolitischen Entscheidungen Trumps beurteilen, antworteten rund 76,43 Prozent, sie seien wie erwartet gewesen, während 16,08 Prozent sie als schlecht einstuften.
Wirtschaftliche Folgen für deutsche Unternehmen
Am stärksten befürchten die befragten Unternehmen, dass es aufgrund der US-Politik zu steigenden Kosten kommt. Knapp 40 Prozent erwarten große, aber beherrschbare bis existenzielle Folgen für das eigene Geschäft. Ebenfalls mit großen, aber beherrschbaren bis existenziellen Einschnitten rechnen 32 Prozent der Unternehmen in Bezug auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit sowie den Umsatz und Gewinn. "Die Unsicherheit hinsichtlich der US-Wirtschaftspolitik unter Trump ist hoch. Die EU muss strategische Angebote machen, um wirtschaftliche Nachteile für die eigenen Unternehmen zu vermeiden", mahnt Frank Liebold. Auch der Abbau von Stellen und ein Nachlassen der Auftragslage sowie ein Absatzrückgang werden als mögliche Konsequenzen genannt.
Für die im Januar dieses Jahres durchgeführte Umfrage wurden mehr als 450 Unternehmen unter anderem aus den Branchen Automotive, Bau und Baumaterial, Chemie, Dienstleistungen, Elektronik, Finanzen, IT/Software, Konsumgüter, Landwirtschaft, Lebensmittel, Maschinenbau, Metall, Papier, Textil sowie Transport befragt. Der Umsatz der Unternehmen liegt zwischen weniger als fünf Millionen und mehr als einer Milliarde Euro. Die Zahl der Beschäftigten liegt bei den befragten Unternehmen zwischen unter 100 und mehr als 1.500.
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