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Werder Bremen-Presseservice: Stimmen zum Bundesliga-Spiel Werder Bremen - VfL Wolfsburg: Unsichtbarer Freistoß belohnt "hartes Stück Arbeit"

Bremen (ots)

Der neu verlegte Rasen war nicht schuld, sagte
Simon Jentzsch hinterher. Es war auch nicht das Flutlicht, und 
genauso wenig der nasse Ball. "Ich habe diesen Freistoß einfach nicht
gesehen", musste der Wolfsburger Keeper zu Protokoll geben - weit 
über 100 Stundenkilometer können einen Gewaltschuss wie den von Naldo
vier Minuten vor Schluss schon mal unsichtbar machen. Die verfrühte 
Silvester-Rakete setzte noch einmal einen Knalleffekt auf dieses 
Werder-Wunder-Jahr 2006 und bescherte den Bremern nach einem "harten 
Stück Arbeit" (Torsten Frings) doch noch die nötigen drei Punkte für 
den Weihnachtsmeister-Titel.
Wir haben es uns selbst schwer gemacht", sagten Frings und 
Geschäftsführer Klaus Allofs unisono zu diesem verzwickten Spiel, das
Werder in der ersten Hälfte rund um Daniel Jensens Zaubertor noch so 
bestimmt hatte. "Wir haben zu viele unserer Chancen nicht genutzt", 
bemängelte Frings zu den ersten 45 Minuten, um gleich auf die größte 
Möglichkeit zu sprechen zu kommen: "Der Elfmeter war der Knackpunkt, 
geht der rein, ist alles klar." Doch statt die Überlegenheit zählbar 
zu machen, baute Werder den Gegner mit Diegos Pfostenschuss auf, so 
dass VfL-Trainer Klaus Augenthaler einen ganz eigenen Eindruck von 
der 1. Hälfte formulieren konnte: "Wir hatten die Partie eigentlich 
gut im Griff." Zumindest kam Wolfsburg zum kuriosen Ausgleich, der 
den Gastgebern auch nach der Pause noch merklich zusetzte, zumal sie 
ja nicht gerade eine erholsame Hinrunde in den Beinen hatten. "Die 
Saison war sehr lang und hart, uns hat zum Ende hin ein bisschen die 
Kraft gefehlt", räumte Miroslav Klose ein. Die Mannschaft hätte auf 
die schwierige Situation gegen die tief stehenden Wolfsburger 
Defensivkünstler lange nicht mit den optimalen Mitteln reagiert, 
kritisierte Klaus Allofs: "Das Team wollte sich diese Chance auf den 
Herbstmeister-Titel nicht entgehen lassen, aber uns ist ein bisschen 
die Zeit weg gelaufen. Wir haben die Geduld verloren und zu viele 
hohe Bälle gespielt. Eigentlich ist das nicht unser Spiel."
Das Fazit von Cheftrainer Thomas Schaaf fiel positiver aus: "Wir 
haben über 90 Minuten das Spiel bestimmt und die Partie zu Recht 
gewonnen. Glückwunsch an die Mannschaft, die nie die Ruhe verloren 
und bis zum Schluss versucht hat, die Lücke zu finden." Eine Sicht, 
die Torsten Frings bestätigte: "Ich war auch in der 2. Halbzeit davon
überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann das Siegtor 
fällt. Wir haben immer daran geglaubt, wir sind bis zum Schluss an 
unsere Grenzen gegangen." Klaus Augenthaler bilanzierte auch hier 
Überraschendes: "Ich habe insgesamt keinen großen Unterschied gesehen
zwischen dem Herbstmeister und dem Zwölftplatzierten der Bundesliga, 
zumal es für uns sehr schwer war gegen elf Werderaner und einen Mann 
in gelb."
Die Wolfsburger waren unzufrieden mit Schiedsrichter Wolfgang 
Stark, dem "Auge" Folgendes vorwarf: "Der Elfmeter war sehr 
umstritten, aber für uns wurde kein Strafstoß gepfiffen, als 
Mertesacker griechisch-römisch zu Werke ging. Und ich verstehe nicht,
warum ein Diego auf diese Art und Weise unsere gelben Karten 
provoziert." Dieses Urteil über seine Nummer 10 wollte Thomas Schaaf 
aber nicht akzeptieren: "Ein Spieler wie Diego wird so oft gefoult, 
dass ich manchmal nicht weiß, wie man ihn schützen soll." Vor allem 
angesichts der ersten zwei harten Aktionen der Wolfsburger gegen den 
Brasilianer bat Schaaf um Zurückhaltung und ließ dabei noch 
unerwähnt, dass zwei Verwarnungen an Wolfsburg wegen Zeitspiel 
ausgesprochen worden waren.
Ganz sicher keinen Einfluss hatten der Referee und sein Team auf 
den Treffer, der das ganze Stadion in einen leuchtend roten 
Weihnachtsmantel zu hüllen schien. Zum wiederholten Male in dieser 
Hinrunde konnte Werder sich auf seine Standards verlassen. Gerade an 
diesem Tag völlig legitim, fand Klaus Allofs: "Wenn eine Mannschaft 
so hinten drin steht wie Wolfsburg, dann sind Standards ein wichtiges
Mittel, um zum Erfolg zu kommen. Da ist es gut, wenn man einige 
solcher Freistoßschützen hat." Zum bereits sechsten Mal war Werder 
per Freistoß erfolgreich, zum dritten Mal verwandelte Naldo mit 
seinem "sensationellen Schuss" (Klaus Allofs).
Der hätte schon knapp zwanzig Minuten vorher fast zum Erfolg 
geführt. "Da habe ich Simon Jentzsch noch gratuliert, weil er toll 
gehalten hatte", sagte Naldo, "doch beim zweiten Versuch war ich der 
Glücklichere." Mit seinem sechsten Saisontor habe er sich ein schönes
Geschenk gemacht, freute sich Naldo, der den Treffer seinen Lieben 
und seinem Verein widmete: "Ich bin überglücklich, das ist ein ganz 
spezieller Moment. Es war so ein tolles Jahr für Werder, meine 
Familie und mich." Der Abwehrspieler, der in Sachen Torhunger alle 
Verteidigerkollegen der Bundesliga weit in den Schatten stellt, 
glaubt übrigens, die Urgewalt seiner Schüsse läge in seinen Genen 
begründet: "Ich kenne das Geheimnis nicht, doch auch meine Brüder und
mein Onkel haben einen sehr harten Schuss. Ich nehme an, ich habe ihn
geerbt."
Da stand er dann wieder in den Katakomben des Weser-Stadions und 
verkörperte so haargenau das, was sein Geschäftsführers Klaus Allofs 
über ihn sagt: "Naldo ist ein fröhlicher Mensch, er hat sehr viel 
Spaß am Fußball und lacht immer." Mit Geduld und dieser typischen 
Naldo-Freundlichkeit stellte sich der Weihnachtsmeisterschütze allen 
Fragern und Gratulanten und gab strahlend Auskunft über alles, was 
ihm lieb ist: seine Familie, seinen Fußball und seine Tore.
von Enrico Bach und Michael Rudolph

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