Euler Hermes: Die Wirtschaftskrise wird nachhaltige Veränderungen in der weltweiten Automobilbranche nach sich ziehen/ Eine Studie des Kreditversicherers Euler Hermes (Pressemitteilung)
Hamburg (ots)
Die Wirtschaftskrise wird nachhaltige Veränderungen in der weltweiten Automobilbranche nach sich ziehen
Eine Studie des Kreditversicherers Euler Hermes
Einige Tage vor der Öffnung der Automesse Paris 2010 liefert Euler Hermes eine Analyse des globalen Automobilmarktes.
- Die Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 führte zu einem deutlichen Rückgang der Autoproduktion in den wichtigsten Herstellerländern sowie zu tiefgreifenden Umstrukturierungen innerhalb der Branche. - Die Erholung der Branche seit Anfang 2010 bestätigt die Verlagerung der Wachstums¬märkte hin zu den Schwellenländern sowie die nationale und internationale Marktoffensive der dortigen Automobilhersteller. - Die nachhaltig umgestaltete europäische Automobilindustrie baut ihre Präsenz in neuen Absatzgebieten aus und geht industrielle Partnerschaften ein, um ihr Angebot den neuen Märkten anzu¬pas¬sen und den Absatz zu sichern.
2008-2009 - die Stunde der massiven Reduktion der Lagerbestände 2009 verzeichnete die globale Automobilindustrie, schwer getroffen von der finanziellen und wirtschaftlichen Krise, einen Produktionseinbruch um 12,5%.
Die Produktion fällt überall, außer in China - Allerdings dürfen die globalen Zahlen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sehr unterschiedliche Marktsituationen nebeneinander existieren: während die Produktion in Nordamerika um 32,3%, in Japan um 31,5% und in Europa um 21,9% einbrach, schnellte die Produktion Chinas in dem selben Zeitraum um fast 50% nach oben. 2009 überstieg der Produktionsausstoß in China denjenigen Nordamerikas erstmals, der nach 12,9 Millionen Fahrzeugen im Jahre 2008 unter die Messlatte von 9 Millionen fiel. In Europa hält sich Deutschland - trotz eines schmerzlichen Rückgangs, an erster Stelle mit einer doppelt so hohen Produktion im Vergleich zu Frankreich und Spanien. Mit kaum 6% der europäischen Produktion spielt Italien eine eher untergeordnete Rolle.
Allgemein nimmt die Profitabilität ab, außer bei den koreanischen Herstellern - Um der fallenden Nachfrage zu begegnen hatten alle Autobauer eine Strategie des massiven Abbaus ihrer Lagerbestände verfolgt sowie eine beträchtliche Anpassung ihrer Produktionszahlen durchgeführt, um Verluste zu minimieren und Liquidität zu maximieren. Trotz dieser energischen Maßnahmen und der Unterstützung - gelegentlich sogar Rettungsaktionen - der Regierungen, haben alle großen westliche Autohersteller Umsatzeinbußen erlitten und tiefrote Zahlen geschrieben. « Mit dem Kollaps von General Motors und Chrysler wurden die Vereinigten Staaten am schwersten getroffen. Europa, nach zwei Jahre mit zusammengeschmolzenen Umsatzzahlen (-17% im Vergleich zu 2007,) läuft 2009 per saldo auf ein negatives Betriebsergebnis hinaus sowie auf einen Umsatzrückgang von 2,5% », unterstreicht Karine Berger, Leiterin der Abteilung Märkte und Marketing und Chefökonomin des Euler Hermes. Die japanischen Hersteller, die weitgehend auf den Exportmarkt angewiesen sind, haben sich dem allgemeinen Trend nicht entziehen können. Bis vor Kurzem als die Weltbesten gefeiert, was Wachstum und Rentabilität betrifft, erlitten sie einen schweren Rückschlag durch den Einbruch ihrer wichtigsten Absatzmärkte: Ihre Umsätze, 2008 noch mit 8.5% Wachstum, fielen 2009 um 21,3% zurück und das Jahresergebnis war negativ. « Die Einzigen, die ihre Schäfchen ins Trockne bringen konnten, waren die Koreanischen Hersteller, die einen Umsatzplus von 18% im Jahre 2009 verzeichnen konnten, bei einem Jahresüberschuss, der 3,3% des Umsatzes betrug», fügt Karine Berger hinzu.
2010 - Ein durch die neuen Märkte getragener Aufschwung Nach zwei schlechten Jahren kann die globale Automobilindustrie wieder Wachstum verzeichnen, aber die geographische Verteilung des Aufschwungs bestätigt den Umbruch, der bereits seit Ende der 90er Jahre stattfindet: Die deutliche Erholung, die sich seit Anfang 2010 abzeichnet, geht zu 80% auf die dynamisch ansteigende Nachfrage der Wachstumsländer zurück - vor allem China, Indien und Brasilien. Die Verlagerung der Nachfrage hin zu diesen Ländern führt auch de facto zu einer Verlage¬rung der Produktion, insbesondere nach China und Indien, wo die heimischen Akteure ihre Offensive verstärken.
Die chinesische Nachfrage ist die treibende Kraft des Marktes Mit 13,79 Mio. verkauften Autos 2009, einem Anstieg von 48,3% gegenüber 2008, hat China die USA (8,75 Mio. in 2009) als führender Automarkt weltweit überrundet. « Alles deutet darauf hin, dass China in den kommenden Jahren seine Position weiter festigen wird : die Quote der Autobesitzer, 3% im Jahre 2008, steigt mit dem starken Wirtschaftwachstum und angesichts der Bemühungen der chinesischen Regierung, durch Anreize für die Anschaffung eines Autos den Inlandskonsum anzukurbeln, stetig an, bemerkt Yann Lacroix, Beauftragter für Branchenstudien bei Euler Hermes. Alle westlichen Hersteller drängeln sich auf diesem Markt mit seinem enormen Potenzial, sind aber zunehmend konfrontiert mit den immer lauter vorgetragenen Ansprüchen der chinesischen Hersteller. » Der indische Markt stellt gleichermaßen ein Wachstumspotenzial mit einer Anstiegsrate von über 30% jährlich dar, einer Besitzerquote von lediglich 1,4% im Jahr 2008 und dem wirtschaftlichen Aufstieg einer einflussreichen und zahlenmäßig wachsenden Mittelschicht. Er ist jedoch zehnmal kleiner als der chinesische Markt und basiert in seiner Entwicklung auf dem Modell der « super low cost », weit entfernt vom europäischen Standard.
Die Vereinigten Staaten haben noch ein Wort mitzureden Wir sehen seit dem ersten Quartal 2010 eine zaghafte Erholung des amerikanischen Marktes, der aber mehrere Jahre brauchen dürfte, um wieder die Verkaufszahlen vor der Krise, 16-17 Millionen Fahrzeuge pro Jahr, zu erreichen. « Der PKW bleibt das Haupttransportmittel in den USA und, mit einer Besitzerquote oberhalb von 80%, dürfte die Ersatz älterer Wagen, die die Haushalte während der Krise hinausgeschoben haben, nach und nach wieder ansteigen », fügt Yann Lacroix hinzu.
2011 - Welche Perspektiven hat die Branche in Europa? Mit dem Auslaufen der Verschrottungsprämien in Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Spanien und Italien 2010 dürfte der europäische Absatz auf den niedrigsten Stand seiner Geschichte fallen. Er könnte unter die Anzahl von 13 Millionen Fahrzeugen sinken, mit einem neuen Niedrigstand von -8 bis -10% Zulassungen.
Deutschland, Stärken und Schwächen eines exportorientierten Geschäftsmodells In der ersten Hälfte 2010 sanken die Neuzulassungen um 30% in Deutschland verglichen, mit der ersten Hälfte 2009. Hatten die Produktionsvolumina bis dahin noch nicht Vorkrisenniveau erreicht, ziehen sie seit Juli 2010 wieder an und dürften, bei einer Wachstumsrate für das Jahr von 8%, bis Jahresende 5,2 Millionen Einheiten erreichen. 2009, musste Deutschland - das 75% seiner Produktion exportiert - hinnehmen, dass seine Marktanteile in USA und in Osteuropa sich verringerten, in China jedoch (8,8% des Exportvolumens 2009 gegenüber 5,3% 2008) und in Westeuropa, der Exportschwerpunkt mit 60,9% in 2009 (58,2% in 2008) sich verbessern. Dank dieser internationalen Ausrichtung sowie einer Positionierung als « Premium-Marke », erreichte der Absatz der deutschen Autobauer wieder das Vorkrisenniveau in 2010, wobei die Profitabilität dieses Ziel infolge der Belastungen durch die Gehaltskosten und das gegenwärtige Produktmix verfehlt hat.
Frankreich - zwischen Produktionsauslagerung ins Ausland und Überkapazität Trotz der sich anbahnenden Erholung seit dem dritten Quartal 2009 bleiben die Produktionsvolumina in Frankreich (bei kontinuierlicher Abnahme von Jahr zu Jahr) 2,2 Millionen Fahrzeuge pro Jahr, weit unter den Zahlen vor der Krise. Während die Produktion der französischen Autobauer noch 2005 zu 52% in Frankreich stattfand, hat die Auslagerung ins Ausland, hauptsächlich der Produktion der Einstiegsmodelle, diese Ziffer auf 30% Anfang 2010 fallen lassen. Die Zulieferer leiden unter den Nachwirkungen dieses Produktionsabsturzes auf französischen Boden, dazu noch verschärft durch die globale Rezes¬sion. Dennoch ist die Anzahl der Firmeninsolvenzen mit der Rückkehr höherer Produktionsvolumina wieder auf das mittlere Niveau vor der Krise zurückgegangen. « Die französische Automobilbranche, die noch 2004 einen Exportüberschuss von 12 Milliarden Euro verzeichnen konnte, ist weitgehend zum Importmarkt geworden, und trotz einiger Zusammenle¬gungen von Fabriken ist die Ausnutzungsquote seiner Produktionskapazitäten in Frankreich mit 65% nur schwach, sagt Yann Lacroix. Obwohl der Umsatz 2010 um ca. 15% im Vergleich zu 2007 zurückgegangen ist, werden die französischen Hersteller durch Programme zur Kosteneindämmung sowie infolge der internationalen Entwicklung es dieses Jahr schaffen, ihre Profitabilität wieder ins Lot zu bringen. »
« Die Zukunft der globalen Automobilindustrie wird zu einer gemeinsamen Übernahme gewisser Kosten führen. Annäherungen und Allianzen sind eine unerlässliche Notwendigkeit, um die Produktionskapazitäten umzuverteilen, eine starke Präsenz in den Schwellenländern zu finanzieren und das passende Angebot für diese Märkte aufzubauen. Ebenso notwendig ist diese gemeinsame Ausrichtung, um die Forschung und Entwicklung in den Hybrid-, Elektro- und Wasserstofftechnologien zu beschleunigen, und die Fabriken entsprechend umzurüsten. Die Krise hat zu tiefgreifenden Änderungen der Automobillandschaft weltweit geführt, und die Neupositionierung der Marktteilnehmer hat gerade erst begonnen. », schließt Karine Berger.
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Die Euler Hermes Gruppe ist Weltmarktführer im Kreditversicherungsgeschäft und eine der führenden Gesellschaften in den Bereichen Inkasso und Kautionsversicherung. Mit 6.200 Mitarbeitern in über 50 Ländern bietet Euler Hermes ein komplettes Spektrum an Dienstleistungen für das Forderungsmanagement an. Der Umsatz 2009 betrug 2,1 Mrd. Euro.
Die Euler Hermes Gruppe analysiert die Bonität von über 40 Millionen Unternehmen und versichert Transaktionen im Wert von 700 Mrd. Euro weltweit.
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