Neuartiger beschichteter Ballonkatheter verbessert die Durchblutung der Herzkranzgefäße
Berlin (ots)
Auf einer Pressekonferenz in der Berliner Charité wurde eine neuartige Methode zur Erweiterung verengter Herzkranzgefäße vorgestellt. Laut ihren Entwicklern hat der Medikament-freisetzende Ballonkatheter das Potential, die Therapie der Koronaren Herzkrankheit zu revolutionieren.
Der neuartige Medikament-freisetzende Ballonkatheter (Drug Eluting Balloon, DEB) SeQuent® Please hat jetzt die CE-Zertifizierung erhalten und ist somit für die Behandlung von verengten Herzkranzgefäßen zugelassen. Ebenso wie mit Medikamenten-freisetzenden Stents kann mit diesem neuen Ballonkatheter ein zellwachstumshemmendes Medikament in die Gefäßwand gegeben werden, dies geschieht aber wesentlich einfacher und schneller. Diese Technologie wurde in einer Forschungskooperation von Professor Ulrich Speck, Charité Berlin, und Professor Bruno Scheller, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, entwickelt. Das Unternehmen B. Braun Melsungen AG hat den DEB zur Serienreife geführt.
Laut Professor Scheller ist die Aufdehnung verengter Koronargefäße mit einem herkömmlichen, unbeschichteten Ballonkatheter zwar relativ einfach, jedoch wächst das erweiterte Gefäß häufig wieder zu. Dies wird als Restenose bezeichnet. Diese Restenosen treten nach Implantation eines kleinen Metallröhrchens (Stent) seltener auf. Am seltensten sind sie bei beschichteten Stents, die ein Medikament freisetzen, das übermäßiges Zellwachstum hemmt. Nachteil dieser Medikamenten-freisetzenden Stents ist allerdings die verzögerte Einheilung aufgrund der langsamen Medikamentenfreisetzung, was eine Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten über einen längeren Zeitraum erforderlich macht. Ansonsten besteht ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel und Herzinfarkte.
Eine vielversprechende Alternative bietet der jetzt vorgestellte Medikament-freisetzende Ballonkatheter. Genau wie Medikamente-freisetzende Stents ist auch er mit einem Wirkstoff beschichtet, der das Zellwachstum hemmt. Anders als beim Stent geschieht diese Freisetzung allerdings nicht über einen längeren Zeitraum, sondern innerhalb der wenigen Sekunden, in denen der Ballon aufgedehnt wird. Ein Fremdkörper, an dem sich Blutgerinnsel bilden könnten, bleibt bei diesem Verfahren nicht im Gefäß zurück. Der DEB eröffnet neue Möglichkeiten in Situationen, in denen ein Stent nicht möglich oder nicht erwünscht ist. Darüber hinaus macht er bei einem wiederverengten Stent die Implantation eines zweiten Stents überflüssig.
Die Übertragung einer ausreichenden Wirkstoffdosis innerhalb einer sehr kurzen Zeit wird laut Professor Speck durch die Beimischung eines Röntgenkontrastmittels möglich, welches die Löslichkeit mehr als 20fach verbessert. Der jetzt zugelassene Medikament-freisetzende Ballonkatheter ist mit einem Gemisch aus Paclitaxel und dem Röntgenkontrastmittel Iopromid beschichtet. Beim Aufdehnen setzt er innerhalb weniger Sekunden genug Paclitaxel in die Gefäßwand frei, um das Zellwachstum signifikant zu vermindern und damit eine Restenose zu verhindern.
Die Wirksamkeit des Medikament-freisetzenden Ballonkatheters wurde in mehreren klinischen Studien bestätigt. Laut Dr. Martin Unverdorben, Privatdozent vom Institut für Klinische Forschung, Herz- und Kreislaufzentrum in Rotenburg an der Fulda und medizinischer Direktor B. Braun USA, darf SeQuent® Please als neues Therapieverfahren mit erfolgreich nachgewiesenen Langzeitergebnissen in der Behandlung bestimmter Formen von Verengungen der Herzkranzgefäße angesehen werden. Ab sofort steht SeQuent® Please grundsätzlich allen Kassenpatienten zur Verfügung. Die DAK, eine der größten Krankenkassen Deutschlands, will ihn ihren Mitgliedern über die Integrierte Versorgung besonders leicht zugänglich machen. "Die DAK steht für Innovationen im Gesundheitswesen. Deshalb begrüßen wir die CE-Zertifizierung für den DEB außerordentlich", so Roland Dieckmann, Referent des Vorstandes der DAK.
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