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Auf Leid von Menschen und Natur gebaut: Protest bei Aktionärsversammlung von HeidelbergCement

Auf Leid von Menschen und Natur gebaut: Protest bei Aktionärsversammlung von HeidelbergCement
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Umweltaktivist*innen demonstrieren bei Aktionärsversammlung von HeidelbergCement gegen Klimaschäden und Menschenrechtsverletzungen des Zementherstellers

Pressemitteilung von ROBIN WOOD und Watch Indonesia!

Anlässlich der Hauptversammlung des Baustoff-Konzerns HeidelbergCement beteiligen sich Aktivist*innen von ROBIN WOOD und Watch Indonesia! heute Vormittag in Heidelberg an den breiten Protesten gegen die klimaschädliche und menschenrechtsverletzende Produktionsweise des Konzerns. Aufgerufen zur Demonstration hatte Fridays for Future Heidelberg.

Vor Ort präsentieren ROBIN WOOD und Watch Indonesia! eine mobile Ausstellung mit großformatigen Postern und Informationen zu Umwelt- und Menschenrechts-Freveln von HeidelbergCement. Zudem entrollten Kletter*innen zwischen Masten gegenüber vom Hauptsitz des Unternehmens drei Protestbanner mit den Slogans "ECHT katastrophal! STARK klimaschädlich! GRÜN-washing!" - eine Anspielung auf einen Werbespruch von HeidelbergCement. Auch auf der indonesischen Insel Java protestierten Menschen gegen die Naturzerstörung für die Zementproduktion von HeidelbergCement. ROBIN WOOD und Watch Indonesia! fordern von dem Zementhersteller eine verantwortliche Produktion, die den Anforderungen an Klimaschutz gerecht wird und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten erfüllt. Alle Proteste berücksichtigten die aktuellen Vorgaben zum Infektionsschutz.

"Auch wenn die Hauptversammlung in Corona-Zeiten virtuell stattfindet, tragen wir unseren Protest heute auf die Straße. Denn HeidelbergCement macht auch während der Pandemie weiter Kasse - auf Kosten von Klima, Natur und Menschenrechten", sagt Jana Ballenthien von ROBIN WOOD. "Wir sind hier, um diese unverantwortliche Produktionsweise öffentlich anzuprangern und Klimagerechtigkeit einzufordern."

Die HeidelbergCement Gruppe ist führend im Baustoffgeschäft. Der global agierende Konzern steht auf Platz zwei der Weltmarktliste für Zement und auf Platz eins im Bereich der Zuschlagstoffe wie Sand, Kies, Split und Schotter. Die Produktion von Zement - dem Bindemittel von Beton - ist extrem klimaschädlich. Sie verursacht etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Als Branchenführer in der Zementindustrie zählt HeidelbergCement zu den "Carbon Majors", den 50 Konzernen, die weltweit am meisten Treibhausgase ausstoßen.

Zudem führt der Abbau von Sand und Kies zu großflächiger Zerstörung von Ökosystemen. Berge werden abgetragen, klimaschützende Wälder abgeholzt, Äcker vernichtet und Dörfer umgesiedelt, um an die darunter liegenden Ressourcen zu gelangen.

Die Zerstörung von Natur und Klima geschieht für Großprojekte, die ihrerseits weitere ökologische Schäden verursachen. HeidelbergCement ist in über 50 Ländern auf fünf Kontinenten dieser Welt an solchen Projekten beteiligt. In Deutschland lieferte der Konzern Zement und Zuschlagstoffe für den Ausbau des Flughafens Köln/Bonn genauso wie für das Bahn- und Immobilienprojekt Stuttgart 21, mit dem Milliarden Euro in ein Prestigevorhaben gepumpt werden, die andernorts für den Ausbau einer klimafreundlichen Flächenbahn fehlen.

Der Großteil der Zementproduktion von HeidelbergCement findet nicht in Deutschland statt. Im Asien-Pazifik-Raum hat das Unternehmen mit 58,7 Mio. Tonnen (2019) seine größten Zementkapazitäten; gut 40 Prozent dieser Kapazitäten liegen in Indonesien (24,9 Mio. Tonnen/Jahr). Indocement, die indonesische Tochterfirma von HeidelbergCement, ist eines der marktführenden Unternehmen in Indonesien. Indocement hält weiter an Plänen fest, am Kendeng-Karst-Gebirge (Java) ein Zementwerk zu errichten und Rohstoffe abzubauen. Das würde das Ökosystem des Karstgebirges, seinen Wasserhaushalt und seine Artenvielfalt zerstören. Damit würde die Existenzgrundlage für die ökologisch arbeitenden Kleinbauern der Region, unter ihnen die indigene Gruppe der Samin, vernichtet. Eine von der indonesischen Regierung in Auftrag gegebene strategische Umweltprüfung untersagt Bergbau an den Kendeng-Bergen und fordert den Schutz des Karstgebirges. Indocement/HeidelbergCement ignorieren dies.

"Sowohl Indocement als auch HeidelbergCement geben an, auf eine nachhaltige Produktion abzuzielen. Die Realität sieht anders aus. Das geplante Projekt am Kendeng-Gebirge wird verheerende Folgen für die Umwelt haben, auch die Rechte Indigener werden missachtet. Den Anforderungen von UN- und OECD-Richtlinien wird das Projekt nicht gerecht. HeidelbergCement muss jetzt seine Verantwortung wahrnehmen!", fordert Josephine Sahner von Watch Indonesia!.

Weitere hochproblematische Vorhaben in völkerrechtlich umstrittenen Konfliktgebieten verfolgen Tochterfirmen von HeidelbergCement in der Westsahara sowie im Westjordanland.

ROBIN WOOD und Watch Indonesia! fordern vom Vorstand den sozial-ökologischen Umbau des Unternehmens. Dazu gehört, sich nicht an umstrittenen Großprojekten zu beteiligen und auf den Abbau von Rohstoffen in Krisenregionen zu verzichten. Strenge Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfungen sowie ein Mitspracherecht der örtlichen Bevölkerung müssen verbindliche Bestandteile von Unternehmensprozessen sein. Notwendig sind zudem weitaus höhere Investitionen in die Erforschung von Recyclingverfahren für Baustoffe. Erhalt von Gebäuden muss Vorrang vor Neubau haben!

Für Rückfragen:

Interessante Links:

ROBIN WOOD - Gewaltfreie Aktionsgemeinschaft für Natur und Umwelt e.V., Bundesgeschäftsstelle, Bremer Str. 3, 21073 Hamburg