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Märkische Oderzeitung

Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zum Reformationstag:

Frankfurt/Oder (ots)

Es drängt sich die Frage auf, was der
Reformator der heutigen, säkularen Gesellschaft noch zu sagen hat, in
der kirchlich aktive Protestanten nur noch eine Minderheit 
darstellen, die zudem noch in Konservative und Fortschrittliche 
gespalten ist. Denn Luthers Lehre und Äußerungen sind - mittlerweile 
auch unter Protestanten - nicht unumstritten, ja, angesichts der 
ökumenischen Fortschritte, der verschiedensten religiösen Dialoge, 
aber auch vor dem Hintergrund der dunkelsten Jahre unserer Geschichte
- höchst fragwürdig, wenn nicht gar kränkend, auch wenn sie einst in 
einem ganz anderen gesellschaftlichen und historischen Kontext 
geäußert wurden. Die Schattenseiten gehören genauso zu Martin Luthers
Vermächtnis, wie seine für die deutsche Sprache so wichtige 
Bibelübersetzung oder seine erbaulichen und auch heute noch 
beeindruckenden Schriften, Dichtungen und Lieder.
Gerade vor dem Hintergrund der erst kürzlich gestarteten 
Luther-Dekade zur Vorbereitung für das 500-jährige 
Reformationsjubiläum 2017 dürfen diese Seiten nicht verschwiegen 
werden und erfordern einen umso sensibleren Umgang. Erst recht, wenn 
man bedenkt, dass die bisherigen Jubiläen und Luther-Jahre 1883, 
1917, 1933, aber auch 1983 in der DDR ganz im Geiste der jeweiligen 
Zeit instrumentalisiert wurden.

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