Märkische Oderzeitung: Vorabmeldung
Frankfurt/Oder (ots)
in der Märkischen Oderzeitung (Frankfurt/Oder) ist am 4. Juni 2009 anlässlich des 20. Jahrestages der ersten halbfreien Wahlen in Polen, mit denen das Ende des Kommunismus in Europa eingeleitet wurde, ein Gastbeitrag des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) erschienen, aus dem wir Ihnen gerne einige Auszüge zur Verfügung stellen.
+ + + Frankfurt (Oder) Dieses Jahr steht bei unseren polnischen Nachbarn ganz im Zeichen zweier Schicksalsdaten: Ist 1939 mit der von Deutschen verursachten europäischen Katastrophe und millionenfachem Tod verbunden, so steht das Jahr 1989 für einen positiven Umbruch in Europa. Dieser hat in Polen seinen Ursprung und war so umfassend, dass wir in Deutschland - wie ich finde zu recht - von einer "friedlichen Revolution" sprechen. Am 4. Juni vor 20 Jahren beendeten die ersten - zumindest teilweise - freien und demokratischen Wahlen die Ära der "Volksrepublik" Polen. Das Bürgerkomitee Solidarnosc mit Lech Wałesa an der Spitze errang einen überwältigenden Erfolg. Zwischen Krakau, Stettin und Danzig wehte da bereits spürbar der frische Wind der Öffnung und des Wandels. (...) Polen war 1989 das erste Land des Warschauer Vertrages, in dem eine Staatspartei ihre Macht zuerst teilen, dann abgeben musste. In mühsamen monatelangen Gesprächen am Runden Tisch war im Frühjahr 89 dem Regime auch das Zugeständnis abgerungen worden, Wahlen zuzulassen. Der Runde Tisch ist damit zuallererst ein polnisches Möbel, dessen Konstruktionsidee in andere sozialistische Länder exportiert wurde. (...) Nach dem Fall der Berliner Mauer nahm auch in der DDR ein zentraler Runder Tisch die Arbeit auf, um die politische Zukunft zu gestalten und den Weg in die Demokratie zu ebnen. Mit Erfolg. Das wäre nicht möglich gewesen ohne die Freiheitsbewegungen in Mittel- und Osteuropa. (...) Die ehemalige Oder-Neiße-Friedensgrenze hat heute einen wahrlich friedlichen Charakter. Das ist Mehrwert. Zur neuen Lebenswirklichkeit gehört auch, dass nicht nur Bürgermeister im Norden unseres Landes froh sind, wenn Stettiner Familien als Lebensmittelpunkt die Uckermark wählen. Nicht nur Deutsche fahren nach Polen zum einkaufen, sondern auch umgekehrt nutzen viele Polen die großen deutschen Einkaufszentren - ein gemeinsamer Wirtschaftsraum entsteht. Und in diesen Tagen macht Schlagzeilen, dass polnische Bürger für Kommunalparlamente in Mecklenburg-Vorpommern kandidieren und einen weiteren Mosaikstein zum Wunder der neuen Normalität hinzufügen. Wer die leidvolle gemeinsame Geschichte von Deutschen und Polen verinnerlicht hat, kann ermessen, wie wertvoll diese Entwicklung ist. Aber wir sollten uns nicht zurücklehnen, sollten uns neue gemeinsame Ziele setzen, um die Bedingungen für Begegnungen, für Handel und Austausch immer weiter zu verbessern. Gemeinsam mit unseren westpolnischen Partnerregionen kooperieren wir im Rahmen der "Oder-Partnerschaft". Wir wollen, dass dieser Teil Europas auf beiden Seiten von Oder und Neiße zu einer prosperierenden Gesamtregion wird, von der wichtige Impulse für die Entwicklung unserer beiden Länder ausgehen.
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