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WAZ: Die Ferien starten: Die schönste Zeit des Jahres - Leitartikel von Michael Stenger

Essen (ots)

Die Vorfreude ist groß. Die Sommerferien verheißen
nicht nur den Schülern viele freie Tage. Wer es sich leisten kann, 
packt die Koffer und fährt los. Wer es sich nicht leisten kann, 
bleibt daheim - und das dürften nicht wenige sein. Gleichwohl: Nach 
wie vor ist die Reisebranche eine florierende Branche. In den 
Ferienorten des In- und Auslands warten unzählige Betten auf die 
Gäste und ihr Geld.
Vorfreude ist die schönste Freude. Das sagt der Volksmund. Und 
das trifft hoffentlich nicht auf die Ferien zu. Eines ist sicher: Es 
steht nicht in unserem Ermessen, ob es kalt oder warm ist. Dass diese
Zeit eine Aus-zeit ist, schafft immer wieder auch Probleme. Sie 
fuhren als Freunde und kamen als Feinde zurück - das haben viele 
erlebt. Im Urlaub rückt man zusammen, muss man sich ertragen, ist man
sich so nahe, wie sonst nur kaum, weil Berufsstress und Schul-stress 
wegfallen, weil man sich miteinander beschäftigt und nicht aneinander
vorbeilebt.
Freizeit gemeinsam gestalten - das ist eine Aufgabe, der man 
gewachsen sein muss. Der eine liebt die Stadt, der andere das Land. 
Die eine mag die Berge, die andere die See. Rambazamba oder die 
einsame Hütte am Fuße der Gipfel. Es gilt schon vorab, Kompromisse zu
schließen. Und es gilt vielleicht auch die Erkenntnis: Glück und 
Zufriedenheit sind nicht unbedingt an einen Ort gebunden. Auch nicht 
- das mag in Zeiten von Hartz IV durchaus verklärt klingen - 
unbedingt an Geld.
Ferien bedeuten auch: Kinder Kinder sein lassen, die Schule mal 
(wenn es nicht unbedingt ums aktuelle Sitzenbleiben und seine Folgen 
geht) vergessen dürfen, nicht an den Chef denken, den Tag vertrödeln 
können, in Ruhe ein gutes Buch lesen, den Partnern den Freiraum 
gönnen, sich ohne Druck entfalten zu können. Wenn man mit aller 
Gewalt Harmonie erzwingen will, ist das Glück oft schon sehr ferne.
Ferien vom Ich bedeuten: loslassen, entspannen, durchatmen. Und 
es ist ja bekannt, dass man gar nicht unbedingt vier lange Wochen an 
der Nordsee verbringen muss, um sich erholen zu können. Manchmal 
reichen sogar schon wenige Tage Kurzurlaub.
Und die Daheimgebliebenen? Sie können vielleicht die Schönheit 
ihrer Umgebung entdecken, mit anderen Zeit verbringen, mit den 
Kindern spielen. Zeit ist Geld, sagt man. Freizeit ist ein großer 
Luxus. Wenn wir von unseren Ferien etwas in den hektischen, manchmal 
zu lieblosen Alltag zurücknehmen, ist schon sehr viel erreicht.

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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