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WAZ: USA wollen Saudis aufrüsten Verzweiflungstat der Regierung Bush - Leitartikel von Markus Günther

Essen (ots)

Das Ende der amerikanischen Irak-Mission - noch
nicht beschlossen, aber absehbar - wirft seine Schatten voraus. Dass 
die USA nun Saudi-Arabien und andere Staaten im Nahen und Mittleren 
Osten weiter aufrüsten wollen, ist eine Art flankierende Maßnahme für
den Rückzug aus dem Irak. Denn in der Logik der Regierung Bush 
besteht die größte Gefahr nach einem Abzug nicht darin, dass der Irak
einen entfesselten Bürgerkrieg erleben wird, sondern darin, dass der 
Iran zur dominanten Regionalmacht aufsteigen könnte. Dazu passt auch 
die Nachricht, dass die US-Regierung Druck auf die Deutsche Bank 
ausgeübt hat und verlangt haben soll, die Geschäfte mit dem Iran 
einzustellen.
Die amerikanischen Ängste sind nicht unbegründet. Irans 
ambitionierter, gefährlicher und unberechenbarer Präsident 
Ahmadinedschad hat längst erkannt, dass die USA eine selbst 
verschuldete Schwächephase durchmachen, dass sie sich aus dem Irak 
geschlagen zurückziehen müssen und dass sie in den Jahren unter Bush 
überall in der Welt an Autorität eingebüßt haben. Und er weiß, dass 
viele in der arabischen Welt (und darüber hinaus) auf ihn schauen wie
auf einen Helden, der endlich der verhassten Supermacht den Kampf 
ansagt.
Wie man Ahmadinedschad begegnen soll, ist tatsächlich eine 
ungemein schwierige Frage, nicht nur für die USA, auch für die 
Europäer. Aber dass die Aufrüstung der Nachbarstaaten ein Beitrag zur
Stabilisierung der Region und zur Eindämmung des Irans sein soll, ist
nun wirklich nicht plausibel. Ausgerechnet auf Länder wie 
Saudi-Arabien setzt Bush seine Hoffnungen in der Auseinandersetzung 
mit dem Iran? Das muss als Verzweiflungstat gewertet werden. Denn 
gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Saudis kein 
vertrauenswürdiger Partner sind. Außerdem haben die USA ausreichend 
schlechte Erfahrungen mit Waffenlieferungen in den Nahen Osten 
gemacht. Schon im irakisch-iranischen Krieg in den achtziger Jahren 
rüsteten die Amerikaner Saddam Hussein auf, der in einer Art 
Stellvertreterkrieg das damals noch neue Mullah-Regime im Iran 
besiegen sollte. Das misslang, aber Saddam Hussein war am Ende ein 
von den USA hochgerüsteter Diktator, dessen Gefährlichkeit dann 
wieder als Begründung für den Krieg gegen den Irak herhalten musste.
Und jetzt also ein Rüstungsprogramm für Saudi-Arabien, Ägypten 
und andere Golfstaaten, die für den Kampf gegen den Iran stark 
gemacht werden sollen? Kaum zu glauben, dass auch historische 
Basislektionen so schwer begriffen werden.

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