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WAZ: Der Sog ist zu stark - Kommentar von Britta Bingmann
Essen (ots)
Die Faszination von Computerspielen ist groß. Das war schon so, als wir noch in der Computer-Steinzeit vor grün-gelben Monitoren kleine Männchen große Abenteuer erleben ließen. Die Qualität war schlecht, die Unterhaltung gut. Inzwischen gaukeln uns rasend schnelle Grafikkarten und perfekte 3-D-Animationen reale Welten vor, in denen es zu bestehen gilt. Keine Frage: Das ist pures Adrenalin, das ist großartige Spannung. Dass Jugendliche (und nicht nur die) von solchen Spielen in ihren Bann gezogen werden, ist verständlich. Und dagegen ist auch gar nichts zu sagen.
Die Grenze zwischen Vergnügen und Perversion aber ist deutlich: Wenn es um das Töten geht - egal ob von Menschen, Tieren oder belebten Gestalten- , wenn Foltern belohnt wird und Gewalt verherrlicht, dann muss Schluss sein. Für alle, egal ob 16 oder 60.
Mit Selbstbestimmung oder Liberalität zu argumentieren, ist hier nicht angebracht. Noch gibt es einen Grundkonsens über die sozialen Werte, die unsere Gesellschaft bestimmen, und den gilt es zu verteidigen. Denn wenn Realität und Fiktion kaum noch zu unterscheiden sind, versinkt die Menschlichkeit im Sog der virtuellen Welt.
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