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WAZ: Trotzdem gute Musik - Kommentar von Georg Howahl
Essen (ots)
Da schmeißen sie dieser drogenabhängigen Trinkerin gleich fünf Grammys hinterher. Wie heißt sie noch? Richtig, Amy Winehouse. Da fragt man sich doch unweigerlich: Dürfen die das? Die Antwort mag vielen nicht schmecken: Ja, sie dürfen.
Bei der Bewertung von Kunst gelten andere Maßstäbe als im Sport. Würde man Winehouse unter ärztlicher Aufsicht Drogen geben, ihre Songs würden davon nicht besser. Wer nun bedauert, dass Künstler jämmerliche Vorbilder sind, sollte nie wieder ein Gemälde von van Gogh anschauen, nie wieder Hemingway lesen und sich von den bösen Beatles fern halten. Ob die Rauschmittel diesen Künstlern gut taten oder sie ruinierten, ist eine andere Frage.
Ein weiterer Gewinner in dieser Grammy-Nacht, der große Herbie Hancock, hat mal ein Interview gegeben, in dem es auch um Musiker und Drogen ging. Er sagte: "Viele Genies des Jazz waren Alkoholiker oder drogensüchtig, und trotzdem spielten sie wundervolle Musik." Eine talentierte Künstlerin wie Amy Winehouse wegen ihrer Sucht zu übergehen, wäre falsch. Und vielleicht beflügeln die Grammys sie ja, ihren Entzug durchzuhalten und ihr Talent nicht für eine Handvoll Drogen wegzuwerfen.
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