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WAZ: 50 Jahre Gleichberechtigung - Jetzt sind die Männer dran. Leitartikel von Tina Bucek

Essen (ots)

Männer, bewegt euch! Das ist die Forderung, die nach
50 Jahren Gleichberechtigungsgesetz stehen bleibt.
Was sich im letzten Jahrhundert in der Geschlechterfrage getan 
hat, ist die größte politische Umwälzung seit Einführung des 
allgemeinen Wahlrechts 1918. Ohne die Frauenbewegung mit ihren 
Wurzeln in Vorbildern wie Clara Zetkin und Rosa Luxemburg hätte es 
das Gleichberechtigungsgesetz nicht gegeben, gäbe es heute nicht so 
viele gut ausgebildete Frauen und die höchste Quote erwerbstätiger 
Frauen aller Zeiten.
Der Frauenbewegung ist es zu verdanken, dass ein Drittel des 
bundesdeutschen Kabinetts weiblich ist, dass wir eine Bundeskanzlerin
haben, dass es Richterinnen, Soldatinnen und Feuerwehrfrauen gibt.
Dennoch ist nicht alles erreicht. Die gesetzliche Gleichstellung 
findet in der sozialen Realität zu wenig Niederschlag. Frauen 
verdienen in vergleichbaren Positionen immer noch weniger als 
männliche Kollegen. In Führungsetagen sind Frauen Einzelfälle. Auch 
deswegen, weil den bewegten Frauen oftmals Männer gegenüber stehen, 
die beim Anblick des Aufstiegs der holden Weiblichkeit in 
Abwehrstellung gehen. Was, bitteschön, soll ich noch sein, wenn meine
Frau zur Heldin avanciert? Als Ernährerin, Familienmanagerin und 
womöglich noch attraktiv daherkommt? Die größte Gruppe von Singles in
Deutschland bilden heute gut ausgebildete und beruflich erfolgreiche 
Frauen zwischen 28 und 40 Jahren. Auch, weil Männer Angst vor ihnen 
haben.
Aber es gibt Hoffnung. Das Phänomen "Brad Pitt", der, vom 
Sunnyboy zum Familienvater geläutert, ein völlig neues Männerbild 
vorlebt, und dessen Popularitätswerte seitdem kaum zu toppen sind. 
Oder die Tatsache, dass in Deutschlands angesagtesten Vierteln in 
Berlin oder Hamburg eine Männergeneration einzieht, die lieber teure 
Kinderwagen fährt als teure Sportwagen. Auch dass - obwohl das 
Elterngeld gerade mal anderthalb Jahre alt ist - schon 18,5 Prozent 
der Väter einen Antrag gestellt haben.
Die Emanzipation hat ein Stadium erreicht, in dem nun Männer 
gefragt sind. Für die konstruktive Weiterentwicklung der 
Geschlechterfrage müssen sie begreifen, dass der Held der Stunde 
nicht mehr nur der berufliche Überflieger ist, sondern auch der 
verlässliche Familienvater, der inspirierte Gesprächspartner, der 
flexible Personalchef, der einfühlsame Liebhaber. Dabei braucht es 
nicht Perfektion, sondern die Möglichkeit, dass. Also Männer: Bewegt 
euch! Wie das geht, haben die Frauen vorgemacht.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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