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WAZ: Markt und Staat (I.) - Wie ein guter Schiri. Kommentar von Wilhelm Klümper

Essen (ots)

Vater Staat hilf! Selbst eingefleischte
Marktwirtschaftler wie Deutsche-Bank-Chef Ackermann rufen nun nach 
Interventionen des Staates, um den Zusammenbruch der Finanzmärkte zu 
verhindern. Daraus abzuleiten, die Marktwirtschaft sei an allem 
schuld, ist falsch. Denn der seit der Nachkriegszeit stets gestiegene
Wohlstand ist das Ergebnis sozialer Marktwirtschaft. Sozial deswegen,
weil der Staat die Spielregeln für das freie Wirtschaften gesetzt 
hat. Auch die Globalisierung hat das Lebensniveau aller Menschen 
erhöht. Die Hungerleider-Nationen von einst wie Indien und China 
entwickeln sich zu Wirtschaftsmächten.
Die gierigen Investmentbanker haben jetzt zur tiefgreifenden 
Krise der internationalen Finanzmärkte geführt. Dabei sollte nicht 
vergessen werden, dass die Krise ihren Anfang in den USA genommen 
hat. Dort kauften massenweise Leute mit kleinem Geld zu große Häuser 
auf Pump. Als die ersten großzügig von den Banken gewährten Kredite 
platzten, nahm das Unheil seinen Lauf rund um den Globus.
Es ist richtig, dass der Staat dem aus den Fugen geratenen 
Finanzsystem hilft. Gleichzeitig ist es überreif, den Hasardeuren in 
der Bankenwelt deutliche Grenzen zu ziehen. Dabei muss insbesondere 
durch harte gesetzliche Regelungen darauf gedrungen werden, dass sich
die abgehobenen Spekulanten nie wieder ungeschoren die Taschen füllen
können. Zukünftig muss jeder Banker für sein Versagen Verantwortung 
tragen und zur Rechenschaft gezogen werden.
Nachdem aber der Staat die Regeln des freien Wirtschaftens neu 
festgesetzt hat, sollte er sich wieder weitgehend aus dem Spiel 
nehmen. Wie ein erfahrener Schiri, der ein gutes Spiel laufen lässt, 
aber bei Fehlverhalten sofort die Rote Karte zückt.

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Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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