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WAZ: Noch kein Schlusspfiff. Kommentar von Reinhard Schüssler
Essen (ots)
Eine Niederlage, hat Theo Zwanziger gestern gesagt, sei für ihn undenkbar gewesen. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes hat damit nicht das - mit 0:1 verlorene - Länderspiel gegen Argentinien gemeint. Sondern die Verhandlung vor dem Landgericht München im "Fall Amerell". Und danach fühlte er sich als Sieger. Wenn er sich da mal nicht täuscht.
Denn so eindeutig wie auf'm Platz sind nach dem außergerichtlichen Vergleich in dieser unappetitlichen Angelegenheit, in der es um sexuelle Belästigungen und Amtsmissbrauch geht, Gewinner und Verlierer nicht auszumachen. Vieles spricht dafür, dass wir gestern nicht den Schlusspfiff einer Schlammschlacht erlebten. Sondern eher den Anpfiff zu einer Verlängerung, in der noch viel Überraschungspotenzial steckt.
Sollte Ex-Schiedsrichter Manfred Amerell nach der erstrittenen Akteneinsicht Anhaltspunkte dafür finden, um juristisch doch noch erfolgreich gegen die ihm jetzt erst namentlich bekannten Schiedsrichter vorzugehen, die ihn beim DFB mit eidesstattlichen Erklärungen schwer belastet haben, läge der Ball wieder im Strafraum des Verbandes. Und Zwanziger stünde dafür am Pranger, Amerell auf einer moralischen Basis vorverurteilt zu haben, ohne Rücksicht auf strafrechtliche Relevanz. In diesem Falle wäre die Niederlage gegen Argentinien das deutlich kleinere Übel für den DFB.
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