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WAZ: Gaucks Privatsache. Kommentar von Walter Bau

Essen (ots)

Nach der Patchwork-Familie Wulff zieht nun ein Paar ohne Trauschein ins Schloss Bellevue - ein Problem? Für manche Konservative, etwa aus den Reihen der CSU, offenbar schon. Doch deren Kritik an den persönlichen Lebensverhältnissen des künftigen Bundespräsidenten ist kleinkariert und völlig fehl am Platze.

Die "wilde Ehe" von Joachim Gauck und seiner Partnerin Daniela Schadt ist für die Ausübung seines Amtes ebenso irrelevant wie Guido Westerwelles Homosexualität für die deutsche Außenpolitik oder Horst Seehofers außerehelicher Seitensprung für seine Arbeit als bayerischer Ministerpräsident.

Anders als etwa in den USA, wo die privaten Beziehungen von Politikern bis ins Detail ausgeleuchtet werden, gilt dieser Bereich hierzulande als Privatleben und wird als solches (meistens) respektiert. Geschieden, wiederverheiratet, Ehe ohne Trauschein - all dies gehört längst zur Realität, zum gelebten Alltag in Deutschland und ist gesellschaftlich weitgehend akzeptiert, selbst in Teilen der Kirchen.

Wenn nicht alles täuscht, wird Joachim Gauck kein bequemer Bundespräsident, und das ist gut so. Er wird mahnen, den Finger in die Wunde legen, vielleicht provozieren. Daran können wir uns reiben, daran dürfen wir ihn messen. Die Form der Beziehung zu seiner Lebenspartnerin geht uns nichts an.

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