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WAZ: Sanierung fordert neue Opfer. Kommentar von Stefan Schulte
Essen (ots)
Das Drama um Schlecker ist noch lange nicht vorbei. 11 000 Mitarbeiter wurden in die Arbeitslosigkeit entlassen. Doch auch wer nicht dazugehörte, wird noch unter den eklatanten Managementfehlern der vergangenen Jahre zu leiden haben. Auf 15 Prozent ihres Geldes sollen sie verzichten. Menschen, die um zehn Euro die Stunde verdienen, tut das richtig weh. Ob ihnen das Geld nun übers Monatsgehalt genommen oder das Urlaubsgeld gestrichen wird, spielt da kaum eine Rolle.
Doch der Insolvenzverwalter hat keine Wahl. Die Idee von Anton Schlecker, an jeder Ecke einen Laden aufzumachen, damit die Kunden gar nicht mehr an AS vorbeikommen, ist gescheitert. Soll nun die Sanierung gelingen, muss Schlecker der Konkurrenz vor allem bei den Preisen Paroli bieten. Als mit Abstand teuerster Anbieter ist das nur machbar, wenn woanders gespart wird. Dass es jene trifft, die am wenigsten für die Misere können, ist so ungerecht wie unvermeidbar.
Eines ist der Insolvenzverwalter den Beschäftigten aber schuldig: Er muss ihnen eine klare Perspektive geben, dass ihr finanzielles Opfer am Ende nicht umsonst gewesen ist, sondern dem Unternehmen echte Überlebenschancen verschafft. Davon sind Beobachter und Unternehmensberater noch längst nicht überzeugt. Dass sich mehr Frauen arbeitsuchend gemeldet haben als gekündigt wurden, zeugt von schwindendem Vertrauen.
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