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WAZ: Netz gegen die Einsamkeit - Kommentar von Hayke Lanwert
Essen (ots)
Sie starb, und keiner interessierte sich dafür. Schlimmer, nicht ein Mensch bemerkte es überhaupt. Einsamer kann der Tod wohl kaum sein als der dieser 66-jährigen Frau aus Hagen, die gemessen am Zustand ihrer Wohnung in den letzten Lebenstagen offenbar vor allem Pizza und Zigaretten konsumierte. Einsamkeit im Alter ist jedoch nicht nur ein Phänomen von Menschen am Rande dieser Gesellschaft. Sie kann jeden treffen. "Alt werden ist nichts für Feiglinge" ist ein Spruch, der ziemlich modern klingt, der allerdings dem preußischen Arzt Christoph Wilhelm Hufeland zugeschrieben wird. 200 Jahre ist das her. Und Hufeland musste es wissen. Er war nicht nur Leibarzt des preußischen Königs, er kümmerte sich vor allem um die Armen Berlins, die wegen der desaströsen hygienischen Wohnverhältnisse oft nur 20, 30 Jahre alt wurden. Die Angst vor dem Alter, vor der Einsamkeit in späten Jahren, sie ist heute verbunden mit anderen Bildern. Mit seelenlosem Dahinvegetieren in Heimen. Mit Angehörigen, die weit entfernt leben oder inmitten einer fordernden Arbeitswelt hoffnungslos überlastet sind. Unsere Familienstrukturen haben sich rasant verändert, die Gesellschaft als Ganzes kommt dem kaum nach. Nur langsam entdeckt die Wirtschaft diesen Markt, die Bedürfnisse der neuen und der ganz Alten. Sich rechtzeitig ein eigenes Netz aus Freunden aufzubauen kann da nicht schaden.
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