Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Neue Zeiten bei Thyssen-Krupp. Kommentar von Thomas Wels
Essen (ots)
Im hohen Alter von 99 Jahren ordnet Berthold Beitz seine Verhältnisse neu. Es ist auch dringend notwendig geworden angesichts der dramatischen Krise der Firma Thyssen-Krupp. Beitz nimmt sich des Erbes, dem er sich verpflichtet fühlt, mit warmer Hand an. Man kann kritisieren, reichlich spät. Der Zeitpunkt dürfte der eingemauerten Einsamkeit des Patriarchen auf dem Hügel geschuldet sein. Dennoch ist es erstaunlich, mit welcher Kraft Beitz die Neuordnung betreibt, mit vermutlich weitreichenden Folgen. Kurz gesagt: Thyssen-Krupp wird ein normales Unternehmen, die Krupp-Stiftung eine normale Stiftung. Es gilt schon jetzt als nicht mehr ausgeschlossen, dass die Stiftung auf ihr Sonderrecht verzichtet, einen dritten Abgesandten in den Aufsichtsrat zu entsenden. Das Unternehmen wird künftig noch mehr vom Vorstandschef Hiesinger gemeinsam mit dem Aufsichtsrat geführt werden. Die Stiftung tritt einen Schritt zurück. Und wenn es zum Wohle der Firma ist, ja, dann ist es auch denkbar, dass die Stiftung weniger als 25 Prozent der Anteile hält. Auch das gehört zur Normalisierung. Wie das Risiko, übernommen zu werden.
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