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WAZ: Das E-Book ist auch nur ein Buch - Kommentar von Britta Heidemann
Essen (ots)
Die Buchbranche feiert in Frankfurt ihr Herbstfest und fürchtet doch das große Blätterwaldsterben: Da schießen Startup-Verlage für E-Books aus dem Boden oder Internet-Anbieter, die Autoren bei der Selbstvermarktung helfen. Bereits jeder fünfte Deutsche liest einer Umfrage zufolge digitale Bücher. Der Umsatzanteil der E-Books verdreifachte sich im Vergleich zum Vorjahr - auf nun 9,5 Prozent. Stirbt das Kulturgut Buch?
Nun wird noch jede Neuerung von Bangigkeit begleitet: Angefangen von der Schrift, in der kein Geringerer als Platon eine Bedrohung der so viel klügeren mündlichen Rede sah. Bis hin zum Taschenbuch, dem in den 50er-Jahren unterstellt wurde, zu allerlei sittlichem Verfall zu führen. Wahr aber ist, dass die Buchbranche sich in einem rasanten Wandel befindet. Dies betrifft zuallererst die 6000 stationären Händler in Deutschland: Sie müssen sich kraft persönlicher Beratung und eigenen Internetangeboten gegen Online-Giganten wie Amazon behaupten.
Die Verlage sehen die Marktmacht der großen Internethändler ebenfalls mit Sorge. Zu Recht. So ermahnte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels jetzt die Bundesregierung, das Buch aus dem geplanten Freihandelsabkommen mit den USA auszunehmen: Unter dem Druck von Amazon und Co., so der Börsenverein, wollten die USA das Buch als normales Wirtschaftsgut behandeln - und damit an der deutschen Buchpreisbindung rütteln.
Hier prallen Welten aufeinander: Jenseits des Atlantiks huldigt man dem Bestsellerkult, Deutschland hingegen hat - noch - ein Herz für die kleine und feine Literatur. Dies zeigt nicht zuletzt der Deutsche Buchpreis, erdacht vor allem zur Förderung deutscher Literatur im Ausland. Regelmäßig aber wird hier nicht etwa ein anzunehmender Exportschlager - 2013 vielleicht: Daniel Kehlmann, Uwe Timm -, sondern die vom breiten Publikum eher unbemerkt gedeihende Schreibkunst - diesmal also: Terézia Mora - geehrt.
Ein Lob des Eigensinns und des Experimentellen, das Hoffnung macht: Darauf, dass die Digitalisierung nur ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte des Buches ist.
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