Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Obamas Alleingang. Leitartikel von Dirk Hautkapp

Essen (ots)

Sie arbeiten härter als andere. Sie halten die Familie hoch. Sie machen einen Bogen um staatliche Auffangnetze. Sie zahlen Steuern und verhalten sich in überwältigender Zahl gesetzestreu. Sie sind keine Belastung. Sie sind der unersetzbar billige Schmierstoff im Maschinenraum der US-Wirtschaft.

Trotzdem sind die rund zwölf Millionen Illegalen in Amerika, in der Mehrzahl Latinos, Bürger dritter Klasse. Rechtlos. Immer mit einem Bein im Abschiebe-Gefängnis. Stets in der Angst, dass Familienbande von staatlicher Willkür zerschnitten werden. Für ein Land, das seine Erfolgsgeschichte auf Einwanderung gründet, ein erbärmlicher Zustand. Ihn zu beenden, wie Präsident Obama es jetzt auf eigene Faust unter hohen Auflagen für fünf Millionen Betroffene getan hat, war darum nur ein überfälliger Akt der Wiedergutmachung. Ein erster Schritt, dem eine umfassende Reform folgen muss. Sie könnte das zerstrittene Land mit sich versöhnen. Aber jetzt werden die Gräben noch tiefer.

Von "Staatsstreich" sprechen die Wutbürger-Republikaner, sogar von "Amtsenthebung". Obamas Alleingang ist für sie das Gebaren eines "Imperators". Beleidigte Leberwürste! Elendes Ablenkungsmanöver! Purer Unsinn! Obama bewegt sich wie seine republikanischen Vorgänger Bush und Reagan, die auch an der Einwanderung herumgedoktert haben, zwischen den Planken des Rechtsstaats. Sein Solo gehorcht nicht dem demokratischen Lehrbuch. Aber es war notwendig, um Stillstand zu beenden. Unter dem zerstörerischen Einfluss ihres populistischen Tea-Party-Flügels verweigern sich die Konservativen seit Jahren einer Lösung.

Es liegt nun an Mitch McConnell und John Boehner, den Parteiführern im Kongress, die Radikalen zu bändigen und mit neu gewonnenen Mehrheiten Regierungsfähigkeit zu beweisen. Politische Racheakte verbieten sich. Etwa die Verknüpfung der Einwanderung mit Gesetzen über die Liquidität des Staates. Anstatt das Land in Geiselhaft zu nehmen, müssen die Republikaner ein eigenes Reform-Konzept vorlegen. In 25 Jahren werden die Latinos die größte Bevölkerungsgruppe in den USA stellen. Wer Wahlen gewinnen will, darf sie nicht ständig vor den Kopf stoßen.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 20.11.2014 – 19:28

    WAZ: Zerreißprobe für NRW. Kommentar von Michael Kohlstadt zum Fracking

    Essen (ots) - Kommt Fracking nun doch durch die Hintertür? Der Gesetzesentwurf der Bundesumweltministerin gibt den Befürchtungen der Umweltverbände jedenfalls neue Nahrung. Die "strengste Fracking-Regelung, die es je gab" - das klingt schon sehr nach jener Mauer, die einst niemand zu bauen beabsichtigte. Für Nordrhein-Westfalen - besonders für die rot-grüne ...

  • 20.11.2014 – 19:00

    WAZ: Ein bisschen Normalität. Kommentar von Ulf Meinke über Thyssen-Krupp

    Essen (ots) - Eine ganz normale Bilanzpressekonferenz - für Thyssen-Krupp war das in den vergangenen Jahren alles andere als selbstverständlich. Mehrfach musste der Konzern Termine verschieben, überraschende Abschreibungen oder Vorstandswechsel verkünden, bilanzielle Risiken gestehen. Der Ausnahmezustand war in gewisser Weise zur Normalität geworden. In diesem ...