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WAZ: Hilflos im Umgang mit Ditib - Kommentar von Tobias Blasius zu Razzia bei Ditib-Imamen
Essen (ots)
Der türkisch-islamische Dachverband Ditib war jahrelang der wichtigste und verlässlichste Ansprechpartner des Landes für die Belange der rund 1,5 Millionen Muslime in NRW. Er verfügt über die größte Wirkungsmacht in die Moscheegemeinden hinein und befand sich dank der staatlichen türkischen Religionsbehörde finanziell nie in der Rolle eines Bittstellers. Beim Aufbau des für viele Migranten-Familien wichtigen islamischen Religionsunterrichts in NRW-Schulen spielte er eine konstruktive Rolle.
Kein Wunder also, dass sich die Landesregierung schwer damit tut, ihr Verhältnis zur Ditib neu zu bestimmen. Die Erdogan-Zeitenwende, die Verfolgung von vermeintlichen Gülen-Anhängern an Rhein und Ruhr, die Agenten-Ermittlungen gegen spitzelnde Imame - all das erfordert jedoch ein vollständiges Umdenken.
Bislang vermisst man leider ein durchdachtes Konzept, wie es mit der Ditib als Partner der Politik und dem institutionalisierten Islam in NRW grundsätzlich weitergehen könnte. Die von Integrationsminister Schmeltzer neuerdings kraftvoll geforderte sofortige Loslösung der Ditib von Ankara wirkt so unrealistisch wie hilflos.
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