Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Ein Hoffnungsschimmer - Kommentar von Michael Kohlstadt zum Fall Deniz Yücel
Essen (ots)
Seit 50 Tagen sitzt Deniz Yücel in türkischen Gefängnissen, weil ihm von offizieller türkischer Seite "Terrorpropaganda" und "Volksverhetzung" vorgeworfen werden. Jetzt erst bekommt die deutsche Botschaft Zugang zu dem inhaftierten "Welt"-Korrespondenten. Das ist im Grunde ein Skandal.
Für den Mann, der wohl nichts anderes gemacht hat als seine journalistische Arbeit, aber ist die Entscheidung immerhin ein Hoffnungsschimmer. Wenn auch nur ein schwacher. Denn wie es mit Yücels Untersuchungshaft weitergeht, die in der Türkei bis zu fünf Jahre und damit nach unserem Rechtsempfinden skandalös lange dauern kann, liegt weiter im Ermessen der türkischen Regierung. Sie hat den 43-Jährigen längst zum Spielball ihrer Interessen gemacht.
Glaubt man den Ankündigungen, erhält Yücel ab heute das, was ihm als deutschen Staatsbürger seit Haftbeginn ohnehin zugestanden hätte. Regelmäßige konsularische Betreuung sollte selbstverständlich sein im Umgang mit Inhaftierten aus einem verbündeten Land. Für Yücel bedeuten die Besuche der Diplomaten eine Atempause im langen Haftalltag. Der endlich beendet werden muss: Geben Sie Deniz Yücel frei, Herr Erdogan!
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