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WAZ: Kein Ersatz für Pädagogik - Kommentar von Christopher Onkelbach zum Einsatz von Sandwesten
Essen (ots)
Der sechsjährige Schüler konnte kaum still sitzen, manchmal kippte der hochbegabte Junge vor lauter Zappelei sogar vom Stuhl. Seine Lehrerin legte ihm eine Sandweste um, seither sei er ruhiger, könne sich selber besser spüren und konzentrieren.
Etwa 200 Schulen in Deutschland setzen diese Methode ein und viele Lehrer sind begeistert von der Wirkung. Wenn's hilft, mag man denken. Besser als Ritalin und andere Medikamente gegen Aufmerksamkeitsstörungen ist es allemal.
Doch so einfach ist das nicht. Zwar mag die Wirkung zum Teil verblüffend sein, doch behebt die fragwürdige Methode lediglich kurzfristig die Symptome, nicht die Ursachen der Probleme. Kindern eine schwere Weste anzulegen, ist allenfalls eine Notlösung, pädagogisch sinnvoll ist es nicht.
Zudem verdreht das Verfahren die Perspektive: Es verlangt, dass sich Kinder mit diagnostizierten Wahrnehmungsstörungen ändern müssen, damit sie in den Regelunterricht passen.
Stattdessen müsste sich die Pädagogik ändern, etwa durch kleinere Klassen, mehr Bewegung und speziell zugeschnittene Konzepte. So gesehen sind die Sandwesten eher ein Zeichen für einen Missstand als ein Zaubermittel.
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