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WAZ: Kommentar von Rolf Potthoff: Befremdend

Essen (ots)

Der Fall Susanne Osthoff hat manche Facetten. Die
politische: Die Befreiung der ungewöhnlichen Frau lief verborgen vor
schriller, sensationslüsterner Neugier ab. Die Politik handelte
verantwortungsbewusst. So wurde gewiss: Das Leben der Geisel ging
vor, es wurde keiner wie auch immer begründeten Staatsräson geopfert.
Das erfahren zu haben ist wichtig. Es gibt den privaten Aspekt. Da
werden nun Fragen aufgeworfen. Warum kehrt die Befreite nicht eiligst
in die deutsche Heimat zurück, wo so viele doch mit ihr bangten?
Warum hat sie sich Tage danach nicht bei den Eltern gemeldet, die die
Entführer um das Leben der Tochter anflehten? Es stimmt – Osthoffs
Verhalten gibt Rätsel auf. Aber kann, da sie Erwartungen von
überschwänglicher Dankbarkeit nicht erfüllte, das ein Grund sein, sie
zu verdammen? Ist sie, weil sie sich nicht mit der Familie im Arm der
Menge stellt, vaterlandslos, kalt? Es stimmt – sie ist anders. Doch
man sollte es akzeptieren, nicht richten. Was ihr aber nicht den
Hinweis erspart: Dieser Staat hat für ihre Erlösung wahrscheinlich in
so mancher Hinsicht bezahlt.

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