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WAZ: Proteste gegen BenQ: Vertrauen wird zerstört - Kommentar von Peter Szymaniak

Essen (ots)

Wenn ein Mann wie Jürgen Rüttgers, der sich
öffentlich stets höflich gibt, mit Schimpfworten um sich wirft ("Das 
ist eine Sauerei"), dann ist dies Ausdruck einer tiefen Wut, die sich
vor allem aus der Hilflosigkeit eines Spitzenpolitikers speist.
Nationale Politik steht nach dem Ende der Deutschland AG in 
Zeiten einer entfesselten Globalisierung machtlos da. Moralische 
Appelle verhallen, wenn über Schicksale deutscher Arbeitnehmer 
zehntausend Kilometer entfernt ein Manager in Asien entscheidet, für 
den NRW irgendein Fleck auf der Landkarte ist.
Politiker sehen sich zunehmend in die Rolle von Reparaturgehilfen
gedrängt, die die Sozialschäden einer Wirtschaft beheben sollen, die 
immer kurzfristiger - auf Maximal-Rendite getrimmt - agiert.
Wie seit anderthalb Jahren bei Siemens mit Klaus Kleinfeld hat in
Deutschlands Konzernen ein Managertypus die Oberhand gewonnen, der 
sein Unternehmen wie ein oberster Aktienfonds-Händler führt. Verkauft
wird, was das Rendite-Ziel aktuell nicht erfüllt. Es wird sich noch 
nicht einmal mehr bemüht, eine Sparte zu sanieren - wie früher etwa 
die Siemens-Medizintechnik, die nun zu den Gelddruckmaschinen zählt.
Sämtliche anderen Faktoren eines bewiesenermaßen langfristig 
erfolgreichen Wirtschaftens, die Mischung aus Zufriedenheit von 
Kunden, Beschäftigten und Aktionären gepaart mit Investitionen in 
Innovationen, fallen unter den Tisch. Solch ein Simpel-Management mit
dem Ausverkauf deutscher Zukunftstechniken bedeutet im weltweiten 
Wettbewerb auch dann noch Gefahr für Deutschland, wenn dieser 
Manager-Typ längst abgewirtschaftet hat.
Man wird den Verdacht nicht los, dass Kleinfeld die Handy-Sparte 
nur deshalb an BenQ verschenkt hat, damit dieser Konzern die 
Drecksarbeit erledigt. Die Deutschen hätten nicht so einfach 3000 
Jobs streichen können. Ohnehin hat Kleinfeld jetzt schon genug 
Probleme zu erklären, warum er 30 Prozent mehr Gehalt haben will - 
und das bei einem schwachen Siemens-Kurs.
Gerade im Fall Siemens haben Arbeitnehmer, Gewerkschaften und 
Politik alle neoliberalen Lehrbuchweisheiten beherzigt: Lohn gesenkt,
länger gearbeitet, Steuern verringert, billigen Beschäftigungsabbau 
ermöglicht. Es hat alles nichts genutzt. Dabei zeigen Nokia und 
Motorola, dass sich eine Handy-Produktion in Deutschland lohnt.
Was Manager wie Kleinfeld unterschätzen: Es geht nicht nur um ihr
Unternehmen. Ihr Verhalten zerstört das Vertrauen der Menschen in die
Marktwirtschaft und letztlich in die Demokratie. Solche Manager 
gefährden die Basis unserer Gesellschaft.

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Telefon: (0201) 804-8975
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