Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Duisburg schielt zur Rheinschiene: Macht zuerst das Ruhrgebiet stark - Kommentar von Wilhelm Klümper
Essen (ots)
Duisburg schert aus. Die am Rhein als auch an der Ruhr gelegene Stadt will sich vom Ruhrgebiet abwenden zu Gunsten einer stärkeren Zusammenarbeit mit den Städten Düsseldorf, Krefeld und Neuss. Aus Duisburg ist die Kritik zu hören, das Ruhrgebiet habe keine einheitliche Zielsetzung und werde von den Städten Essen und Dortmund in eine Randlage gedrängt. Die neue Liaison soll nach Auffassung von Planungsdezernent Dressler unter dem Namen "Rhein-Region Düsseldorf" ablaufen.
Hoppla: Duisburg würde sich damit auch im Namen unter die Fittiche des starken Düsseldorf begeben. Mit seinen Plänen konterkariert Dressler das Heimatgefühl der Bürger. Auch wenn der Duisburger den Düsseldorfer Flughafen vor der Nase hat, gerne in der Altstadt sein Alt zischt und auf der Kö mal einen Hauch von mondäner Welt schnuppern will, bleibt er zunächst Duisburger, ist dann Ruhrgebietler, hat aber gefühlsmäßig gar nichts mit dem "schnöseligen" Düsseldorf zu tun.
Die Städte des Ruhrgebietes eint die gemeinsame industrielle Vergangenheit und die enorme Schwierigkeit, den stockenden Strukturwandel voranzutreiben. Das Ruhrgebiet ist als Schicksalsgemeinschaft im kollektiven Bewusstsein seiner Bürger tief verwurzelt. Es gab und gibt auf Grund der gemeinsamen Industriegeschichte ein Wir-Gefühl von Duisburg bis Dortmund, von Gladbeck bis Hattingen.
Die gemeinsame Klammer des Ruhrgebietes bildet derzeit der Regional Verband Ruhrgebiet (RVR), in dem 53 Gemeinden und Kreise organisiert sind. Bei aller Kritik am teilweise desolat daherkommenden RVR, der nur so stark sein kann, wie es die Einzelinteressen der Oberbürgermeister und Landräte zulassen, bildet er die Basis für eine mögliche Erfolgsstory. Und die heißt: Macht das Ruhrgebiet zuerst durch eine konsequente Zusammenarbeit stark. Die Region Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt 2010 ist dafür eine gute Übung. Wir brauchen zudem regionale Wirtschaftsförderung, Raum- und Verkehrsplanung, glänzende Unis und industriefreundliche Ansiedlungspolitik, die von den Flausen von schicken Bürotürmen allerorten Abschied nimmt.
Und wenn das Ruhrgebiet sich klar positioniert und organisiert hat, dann muss es aus einer Position der Stärke über eine Kooperation mit den Städten der Rheinschiene inklusive Köln und Bonn diskutieren. Mit elf Millionen Bürgern könnte diese Rhein-Ruhr-Region dann mit Fug und Recht behaupten, in der Liga von New York, Tokio, London, Paris und Los Angeles zu spielen.
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